Chief Excel Officer

Nen­nen wir die Din­ge doch beim Namen. Als Pro­jekt­ma­na­ger ver­brin­ge ich viel Zeit mit dem Ver­wal­ten von Tabel­len. Ich bin der CEO des Pro­jekts, der Chief Excel Offi­cer. Neben dem zyni­schen Fata­lis­mus ange­sichts der Ver­wal­tungs­or­gi­en in so man­chen Pro­jek­ten und Orga­ni­sa­tio­nen, sehe ich aber auch den ganz prag­ma­ti­schen Nut­zen: Wenn ich nur ein Werk­zeug im Pro­jekt benut­zen dürf­te, wäre das tat­säch­lich Excel.

»Män­ner die auf Tabel­len star­ren.« Tref­fen­der lie­ße sich ein Film über den gro­tes­ken All­tag eines Pro­jekt­ma­na­gers im 21. Jahr­hun­dert nicht beti­teln. Anfor­de­rungs­lis­ten, Chan­ge-Request-Lis­ten, Lis­ten offe­ner Punk­te, Con­trol­ling-Sheets, Mit­ar­bei­ter­ein­satz­pla­nung und vie­les mehr: Tabel­len wohin das Auge reicht. Meist nicht ganz aktu­ell, ein wenig inkon­sis­tent, dafür aber kom­plex ver­for­melt und mit­ein­an­der ver­knüpft. Nicht uner­heb­li­cher Auf­wand wird in Pro­jek­ten gemein­sam auf Tabel­len star­rend ver­schwen­det, um Feh­ler auf­zu­spü­ren und Daten abzugleichen.

Excel ist uni­ver­sell. Über­all ver­füg­bar und für alle Zwe­cke ein­setz­bar. Nicht unbe­dingt immer das bes­te Werk­zeug, aber immer das am schnells­ten greif­ba­re. Und dann wird eben schnell eine Tabel­le gemacht. Und dann noch ein paar Spal­ten hin­zu­ge­fügt. Und dann noch ein paar VBA-Makros. Und ehe man es ich ver­sieht, ist die quick-and-dir­ty Lösung der Stan­dard für so man­chen Pro­zess­chritt im Unter­neh­men oder im Projekt.

Gera­de weil Excel aber uni­ver­sell ver­füg­bar ist, kennt es jeder auch mehr oder weni­ger gut. Eine Excel­lis­te kann jeder öff­nen und leid­lich bedie­nen. Inso­fern ist Excel der kleins­te gemein­sa­me Nen­ner. Was nutzt der Pro­jekt­plan in MS-Pro­ject, wenn man sich die teu­re Lizenz erst umständ­lich geneh­mi­gen las­sen muss und dann noch eine Schu­lung zur Bedie­nung braucht?

An einer wohl durch­dach­ten(!) Tabel­le ist meist gar nicht so viel aus­zu­set­zen (sie­he bei­spiels­wei­se die­se Tabel­le zur Pro­jekt- und Res­sour­cen­pla­nung). Oft ist die­se Lösung der Situa­ti­on und Kom­ple­xi­tät ange­mes­sen. Sel­ten bringt eine spe­zia­li­sier­te Lösung, bei­spiels­wei­se zum Anfor­de­rungs­ma­nage­ment oder zum Pro­to­kol­lie­ren von Sit­zun­gen, einen wirk­li­chen Mehr­wert. Jeden­falls nicht in die­sem einen Pro­jekt, son­dern höchs­tens auf lan­ge Sicht dem Unter­neh­men im Sin­ne zuneh­men­der Pro­fes­sio­na­li­sie­rung. Bis dahin blei­be ich der Chief Excel Offi­cer und rate jedem ange­hen­den Pro­jekt­ma­na­ger drin­gend in die Tie­fen der Pivot­ta­bel­len und beding­ten For­ma­tie­run­gen abzutauchen.

(Bild­nach­weis: Das Arti­kel­bild wur­de von Andrew Kuz­nets­ov unter dem Titel „Matrix“ auf Flickr unter einer Crea­ti­ve Com­mons Lizenz (CC BY 2.0) ver­öf­fent­licht.)



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4 Kommentare

Eberhard Huber 28. Mai 2013 Antworten

Ich schmunz­le ;-) ande­rer­seits gebe ich Dir völ­lig recht, der kleins­te gemein­sa­me Nen­ner ist oft Excel, ich habe mir sogar eine Vor­la­ge gebas­telt mit der ich impro­vi­sier­te Gantt Dia­gramm male (für einen Kun­den, der unbe­dingt Gantt Dia­gram­me woll­te aber kein Geld für Pro­ject Lizen­zen hatte).

Marcus Raitner 29. Mai 2013 Antworten

Sol­che Vor­la­gen ken­ne ich auch ;-) Ich mei­ne, dass die ein­fa­che Ver­füg­bar­keit und die brei­te Kennt­nis des Tools schon auch ein Wert ist. Nicht sel­ten ist Excel dann tat­säch­lich eine gute Lösung. Jeden­falls bis das Sheet immer kom­ple­xer wird, immer ver­knüpf­ter wird, usw. Ist ein wenig wie bei ande­ren SW-Sys­te­men auch: je län­ger sie leben und je mehr dar­an rum­ge­bas­telt wird, des­to näher kom­men sie ihrem Entro­pie-Tod und wer­den schließ­lich völ­lig unwartbar.

Jonas Gerber 30. Mai 2013 Antworten

So ist es nun­mal und du hast völ­lig Recht. Manch­mal begin­ne ich auch mit der Erstel­lung einer Excel Tabel­le und arbei­te mich dann so weit vor, dass ich irgend­wann mer­ke, dass ich zu weit gegan­gen bin um von neu anzu­fan­gen und in dem Fall been­de ich das Pro­jekt in Excel. Es ist ja auch eines der bes­ten Pro­gram­me der Welt.

erwin 22. Juni 2013 Antworten

arbei­te auf dem bau meis­tens mit pocket infor­mant. am anfang alle wich­ti­gen ter­mi­ne für das Pro­jekt ein­ge­ben dann sofort vor ort auf neu­en stand brin­gen Über­schnei­dun­gen wer­den sofort sicht­bar und kön­nen auf­ge­ar­bei­tet werden.
ach ja sync mit goog­le task ‚goog­le mail,google calen­dar, ever­no­te alles frei­ge­ge­ben für die firma.
hard­ware ist ein ipad 2 mir wifi wegen der lauf­zeit, daten­über­mitt­lung 2x am tag über ipho­ne hotspot.

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