Nach dem Aufruf zur Diskussion und einer kurzen Betrachtung des Nutzens und der Nutzergruppen, möchte ich meine Erwartung an die Diskussion im Rahmen des bevorstehenden PM-Camps in Dornbirn zusammenfassen. Die bisherigen Diskussionen um Open-PM hatten einen eher ausufernden Charakter. Das ist vollkommen in Ordnung und wurde nicht zuletzt von mir selbst befeuert. Vor dem Hintergrund, was Open-PM theoretisch alles sein könnte, sollten wir auf PM-Camp konkrete erste Schritte in Richtung einer praktischen Umsetzung gehen. Dazu würde ich folgende vier Arbeitsergebnisse des PM-Camps vorschlagen und hoffe, dass diese jemand in die Barcamp-Sessions mitnimmt und treibt (denn ich werde gemäß der Regeln des PM-Camps nur den Vortrag zu Open-PM halten und keine eigenen Sessions anbieten können).
Ziele, Werte und Leitlinien
Auf welchen Grundsätzen soll Open-PM basieren und was wollen wir damit erreichen? Ich sähe in Open-PM gerne folgende Grundsätze verwirklicht:
- Offenheit und Demokratie: Open-PM (nomen est omen) ist für alle offen sein, d.h. alle können mitmachen. Gerne auch etablierte Organisationen und Verbände.
- Frei zugänglich und frei nutzbar: Open-PM ist kostenlos und die Inhalte können ohne Einschränkungen in eigenen Projekten verwendet und weiterentwickelt werden.
- Bereitschaft zum Teilen: Wenn jeder von uns seine Erfahrungen, Methoden und Werkzeuge bereitwillig teilt, gewinnen wir alle dadurch.
- Aus der Praxis, für die Praxis: Ein sauberes theoretisches Fundament ist wichtig, aber nicht unser Ziel, da das bereits viele Organisationen und Verbände machen. Wir gehen also nicht von der Theorie in die Praxis, sondern abstrahieren die Erfahrungen der Praxis nur soweit nötig.
Inhaltlicher Rahmen
Woraus soll Open-PM bestehen? Meiner Meinung nach ist Open-PM zunächst und in erster Linie eine Plattform zum Austausch von Erfahrungen, Best-Practices, Werkzeugen, Methoden, etc. Ich glaube, dass es einen großen Mehrwert darstellt, diese bisher in Blogs, Foren, etc. verstreuten Informationen an einem zentralen Ort zu sammeln. Dafür will Open-PM zentrale Anlaufstelle sein. Und dafür sollten wir inhaltliche Rubriken festlegen.
Prozessrahmen
Welche Prozesse, insbesondere zur Qualitätssicherung, brauchen wir? Ich denke wir werden nicht sehr viele Prozesse brauchen, aber das Thema Qualitätssicherung sollten wir uns überlegen. Ich hoffe sehr auf Input von Wikipedianern auf dem PM-Camp damit wir das Rad nicht neu erfinden müssen.
Kernfunktionalität
Welche Funktionalität soll Open-PM zum Start auf jeden Fall aufweisen? Ich denke wir brauchen selbstverständlich die Möglichkeit gemeinsam an Inhalten zu arbeiten, z.B. in einem Wiki. Auch Profilseiten der User könnten sinnvoll sein. Weniger ist mehr am Anfang: entscheidend sind die Inhalte und dass zügig aus der vagen Idee Open-PM ein greifbares und nützliches Werkzeug wird.
Organisation
Wer ist wofür verantwortlich? Auf den ersten Blick scheint, dass den Grundwerten Offenheit und Demokratie zu widersprechen. Dennoch würde ich gerne den Vorschlag von Christian Vogel aufgreifen und ein Kernteam definieren wählen wollen. Nicht so sehr damit dieses inhaltlich die Weichen stellt, sondern um die Weiterentwicklung der Plattform voranzutreiben, denn wir werden nicht alles was wir heute schon an wünschenswert sehen zu Beginn umsetzen können und viele Anforderungen werden sich erst im Laufenden Betrieb ergeben. Darum und um das aktive Marketing sollte sich das Kernteam kümmern.
Bildnachweis
Das Bild habe ich selbst während unseres Urlaubs in der Toskana südlich von Siena in der Nähe von Asciano aufgenommen.
4 Kommentare
Hallo Marcus,
Ich wäre sehr am Thema„Agiles PM“ als mögliche Inhaltsrubrik sowie am Austausch interessiert (was immer man darunter verstehen mag … ;-) manche negieren, dass eine derartige Disziplin existiert).
Aus meinem eigenen PM-Background weiß ich, dass es sehr viel rund um IPMA / PMI an Material gibt. Seit Jahren und mittlerweile sehr intensiv beschäftigen mich auch Agile Methoden. Hier ist das Feld der agilen Organisation und damit einhergehender Fragen zu Gestaltung und Steuerung trotz erkennbarem Hype noch recht offen. Wie einleitend erwähnt, stellt sich sogar die Frage nach Rollen.
Und weil’s grade zum gegenwärtigen Trend passt, hat sich ja nun auch die PMI ziemlich abseits vom PMBoK des Themas verschrieben. Und auch hier orte ich bei den Praktikern noch mehr Unsicherheit als Klarheit.
Das Thema lässt sich aus klassischen PM-Perspektive, aber auch aus Sicht der Gesamtorganisation bzw. aus Sicht der System- und Komplexitätstheorie beleuchten.
lg, Michael
Hallo Michael,
das Agile-PM ist tatsächlich eine spannende Rubrik und ein schönes Beispiel für einen Bereich wo die Praxis die PM-Verbände gerade überholt oder schon überholt hat. Weil es agile Vorgehensweisen nun mal gibt, haben Projektmanager in der Praxis Lösungen zum effektiven Umgang in verschiedenen Szenarien damit finden müssen. Ich fände es schön, wenn wir gegenseitig von den Erfahrungen profitieren könnten und daraus dann gemeinsam eine Art best-practice ableiten könnten. Bin gespannt auf die Diskussion.
Grüße und bis morgen,
Marcus
Hallo Marcus,
bin voll und ganz bei dir bis einschließlich des Punktes Qualitätssicherheit, aber hier und beim Punkt Organisation holt mich dann die Ironie des Schicksals ein: Du schreibst noch, dass du auf den Input von Wikipedianern hoffst – Um ehrlich zu sein: Ich war auf Wikipedia unterwegs (dabei sind mir erstmalig so komische Typen wie Stefan Hagen) virtuell über den Weg gelaufen und habe mich dann aber entschieden lieber zu bloggen – ein Medium, das Platz für Subjektivität und Meinung hat. Spätestens wenn der erste Löschantrag für einer deiner Beiträge gestellt wird oder du in endlose Diskussionen mit fachfremden Rechthabern gerätst, weißt du, was ich meine…
Gruß
Bernhard
Hallo Bernhard,
Du machst mir ja Hoffnung. Ich muss zugeben, dass ich noch nie bei Wikipedia mitgemischt habe. Aber von außen betrachtet muss die Qualitätssicherung dort gut funktionieren. Das kriegen wir schon irgendwie gelöst.
Open-PM soll Blogs auch gar nicht ablösen. Bisher landet und versandet aber auch vieles in Blogbeiträgen was besser an einem zentralen Ort aufgehoben wäre und dort weiterentwickelt werden könnte.
Grüße,
Marcus