Handwerkszeug: Notwendig, aber nicht hinreichend

Von ver­schie­de­nen Sei­ten wird ger­ne sug­ge­riert, dass erfolg­rei­ches Pro­jekt­ma­nage­ment haupt­säch­lich eine Fra­ge des rich­ti­gen Gebrauchs von Metho­den und Werk­zeu­gen sei. Hin­ter sol­chen Behaup­tun­gen steckt dann prak­ti­scher­wei­se gleich ein kon­kre­tes Ange­bot für Trai­ning und Zer­ti­fi­zie­rung. Pro­fes­sio­nel­le Beherr­schung der ein­ge­setz­ten Metho­den und Werk­zeu­ge ist ohne Fra­ge not­wen­dig. Aber eben nur not­wen­dig und nicht hin­rei­chend. Ein kur­zer Exkurs in die Abgrün­de der prak­ti­schen Aussagenlogik.

In der Aus­sa­gen­lo­gik gibt es den schö­nen Begriff der Impli­ka­ti­on: „Wenn A, dann B“. Ein Bei­spiel für eine sol­che Aus­sa­ge wäre etwa: „Wenn Kat­ze, dann vier Bei­ne.“ Vier Bei­ne zu haben ist also eine not­wen­di­ge Bedin­gung für eine Kat­ze, d.h. jede Kat­ze hat vier Bei­ne. Die­se Bedin­gung ist aber nicht hin­rei­chend, weil umge­kehrt nicht jedes vier­bei­ni­ge Tier eine Kat­ze ist.

Mit dem pro­fes­sio­nel­len Beherr­schen des Hand­werks­zeugs im Pro­jekt­ma­nage­ment ver­hält es sich genau­so. In erfolg­rei­chen Pro­jek­ten („Kat­ze“) wird das Hand­werks­zeug beherrscht („vier Bei­ne“), aber das Hand­werks­zeug führt umge­kehrt nicht zwangs­läu­fig zu einem erfolg­rei­chen Pro­jekt. Das Hand­werks­zeug ist eben not­wen­dig, aber nicht hinreichend.

Lei­der wird all­zu oft aber genau das ver­spro­chen. Ein­fach die rich­ti­ge Metho­de, den rich­ti­gen Stan­dard, das rich­ti­ge Werk­zeug anwen­den und alles wird gut. Und wenn die ent­spre­chen­de Aus­bil­dung dann auch noch rich­tig auf­wän­dig und teu­er ist und die Zer­ti­fi­zie­rung recht schmuck aus­sieht, kann doch gar nichts mehr schief gehen. Ein trü­ge­ri­sches Heils­ver­spre­chen, das in ers­ter Linie dem Aus­bil­der und dem Zer­ti­fi­zie­rer nützt.

A fool with a tool is still a fool.
Ame­ri­ka­ni­sches Sprichwort

Der pro­fes­sio­nel­le Ein­satz von Werk­zeu­gen, Metho­den und Stan­dards ist not­wen­dig. Ohne das geht es nicht. Es reicht aber bei wei­tem nicht. So dar­ge­stellt fin­de ich jedes Trai­ning und Zer­ti­fi­kat gut. Nur so wird das fast nie dar­ge­stellt. Ein Defi­zit in die­sem Bereich soll­te ange­gan­gen wer­den, weil es dem Pro­jekt­er­folg und dem per­sön­li­chen Erfolg lang­fris­tig im Weg ste­hen wird. Das ist aber nur die Grund­la­ge. Erfolg­rei­ches Pro­jekt­ma­nage­ment ist in ers­ter Linie eine Füh­rungs­auf­ga­be, in die man hin­ein­wach­sen muss. Hier­bei hilft kein Trai­ning, son­dern nur eige­ne Erfah­rung, die mit einem Men­tor oder Coach sys­te­ma­tisch ver­ar­bei­tet wird.

Arti­kel­bild: Josep Ma. Rosell bei flickr.com (CC BY 2.0)



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