Wider die Angstkultur

Der römi­schen Kai­ser Cali­gu­la wur­de mit sei­nem Mot­to oder­int, dum metu­ant (zu dt.: Sol­len sie mich doch has­sen, solan­ge sie mich fürch­ten) zum Inbe­griff des auto­kra­ti­schen Gewalt­herr­schers. Von die­ser radi­ka­len Sor­te gibt es heu­te glück­li­cher­wei­se nicht mehr so vie­le in Poli­tik (obwohl natio­na­lis­ti­sche und rechts­ra­di­ka­le Ten­den­zen nichts Gutes ver­hei­ßen) und Wirt­schaft. Den­noch ist Angst in mehr oder weni­ger sub­ti­ler Form das unaus­ge­spro­che­ne Leit­mo­tiv in den hier­ar­chi­schen Struk­tu­ren vie­ler Orga­ni­sa­tio­nen mit der abso­lu­tis­ti­schen Macht­fül­le ihrer Prot­ago­nis­ten. Und das wider bes­se­ren Wis­sens um die Schäd­lich­keit die­ser Angst für Krea­ti­vi­tät und Produktivität.

Peter F. Dru­cker und W. Edwards Deming haben in der zwei­ten Hälf­te des letz­ten Jahr­hun­derts maß­geb­lich das Bild von Orga­ni­sa­ti­on und Manage­ment geformt. Obwohl sie sich die­sen The­men­kom­ple­xen von ganz unter­schied­li­chen Rich­tun­gen aus näher­ten, waren sie sich in vie­len Punk­ten am Ende erstaun­lich einig. Nur wur­den lei­der vie­le ihrer Erkennt­nis­se miss­ach­tet oder fehlinterpretiert. 

So ist bei­spiels­wei­se das Füh­ren mit Zie­len und Selbst-Steue­rung zum Dik­tat der Zie­le von oben ver­stärkt durch (nach­weis­lich kon­tra­pro­duk­ti­ve) finan­zi­el­le Anrei­ze zur Ziel­er­rei­chung ver­kom­men. Die damit ein­her­ge­hen­de Angst vor einer Ver­feh­lung der Zie­le ist ein nicht unwe­sent­li­cher Bei­trag zur Angst­kul­tur, der die effek­ti­ve Zusam­men­ar­beit ver­hin­dert oder wenigs­tens behin­dert. In den berühm­ten 14 Punk­ten des Manage­ment­pro­gramms von W. Edwards Deming ist daher einer der zen­tra­len die Auf­for­de­rung, die­se Angst­kul­tur zu bekämpfen: 

Dri­ve out fear, so that ever­yo­ne may work effec­tively for the company.

W. Edwards Deming

Peter F. Dru­cker kam zu einem ähn­li­chen Schluss. Er unter­schei­det aber zusätz­lich zwi­schen der Angst vor einer Bedro­hung von außer­halb der Grup­pe und der schäd­li­chen Angst zwi­schen den Men­schen einer Grup­pe. Ers­te­re kann die Grup­pe durch­aus moti­vie­ren, fokus­sie­ren und zusam­men­schwei­ßen, wäh­rend letz­te­re die Grup­pe aus­ein­an­der treibt und die Men­schen dazu ver­an­lasst, gegen­ein­an­der anstatt mit­ein­an­der zu arbeiten.

Fear of a thre­at to the com­mu­ni­ty unites. But fear of someone within the com­mu­ni­ty divi­des and cor­ro­des. It cor­rupts both him who uses fear and him who fears.

Peter F. Drucker

Ein mög­li­che Form der Füh­rung, die wir lei­der gera­de vie­ler­orts im Erstar­ken des Natio­na­lis­mus beob­ach­ten, ist es daher tat­säch­lich, die Angst vor dem oder den Ande­ren zu schü­ren. Wel­ches destruk­ti­ve Aus­maß das anneh­men kann, hat uns die Geschich­te des Natio­nal­so­zia­lis­mus in Deutsch­land lei­der sehr deut­lich gezeigt. In sehr viel sub­ti­le­rer Form fin­det sich die­ses Wir-gegen-Die-Mus­ter aber auch inner­halb von vie­len Orga­ni­sa­tio­nen, was dort zu aller­lei Recht­fer­ti­gungs- und Abwehr­kämp­fen führt. Des­halb beton­te David Mar­quet auf dem Atom-U-Boot USS San­ta Fe das Wir so stark mit die­ser Regel: „The­re is no ‚they‘ on USS San­ta Fe!

Fear is the path to the dark side … fear leads to anger … anger leads to hate … hate leads to suffering.

Yoda

Sowohl Peter F. Dru­cker als auch W. Edward Deming war eine ande­re Form der Füh­rung wich­tig. Für bei­de war der Zweck der Orga­ni­sa­ti­on, das Wozu anstatt das Woge­gen, das obers­te Leit­prin­zip. Ent­spre­chend hiel­ten sie die Ver­mitt­lung die­ses Zwecks für eine der wesent­li­chen Füh­rungs­auf­ga­ben. Genau des­halb ist für Deming das „Feh­len eines fest­ste­hen­den Orga­ni­sa­ti­ons­zwecks“ die ers­te sei­ner sie­ben töd­li­chen Krank­hei­ten eines Managementsystems.



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Von Marcus Raitner

Hi, ich bin Marcus. Ich bin der festen Überzeugung, dass Elefanten tanzen können. Daher begleite ich Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Agilität. Über die Themen Führung, Digitalisierung, Neue Arbeit, Agilität und vieles mehr schreibe ich seit 2010 in diesem Blog. Mehr über mich.

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Es geht immer um unser Why! War­um gehen wir in die Arbeit, war­um sind wir hier. Die Ant­wort ist unser Purpose.

Wenn wir die­se Ant­wort aus unse­ren inners­ten her­aus beant­wor­tet haben ist alles ande­re Spaß, Freu­de und eine tol­le Erfahrung!

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