Heute vor zwei Jahren habe ich meinen ersten Tweet geschrieben. Ohne Follower relativ sinnlos. Einige Wochen später habe ich begonnen diesen Blog zu schreiben. Ohne Leser genauso sinnlos. Obwohl: genau betrachtet ging es mir zu dieser Zeit der beruflichen Neuorientierung sowieso mehr darum meine Gedanken zu sortieren. Weshalb mein Blog seit Kurzem ehrlicherweise auch den Untertitel „Allmähliches Verfertigen der Gedanken beim Schreiben“ (frei nach Kleist) trägt. Warum aber die eigenen, unfertigen, unverständlichen und vielleicht peinlichen Gedanken der unbarmherzigen Öffentlichkeit preisgeben?
Wenn ich öffentlich schreibe, egal ob hier im Blog oder auf Twitter, bemühe ich mich mehr als ich es nur für mich würde. Ich versuche Klartext zu reden, lege mir Argumente zurecht und suche passende Zitate. In diesem Sinne ist Social Media für mich eine große Spielwiese und eine sehr gute Übung um Gedanken zu formulieren und mit anderen zu diskutieren. Da ich sehr oft auch über berufliche Themen, wie Projektmanagement und Projektcoaching, schreibe, kommt das auch unmittelbar unserem noch jungen Unternehmen, der esc Solutions GmbH, zugute: ich sorge damit für Sichtbarkeit, beziehe Position, gebe uns ein Gesicht und lade zum Kennenlernen ein. Ich bin überzeugt, dass das wichtig ist und genieße die Freiheit es uneingeschränkt tun zu dürfen.
Markets are conversations.
– The Cluetrain Manifesto
Außerdem war die Öffentlichkeit gar nicht so unbarmherzig wie meine Ängste mich glauben machen wollten. Im Gegenteil: ich habe über Twitter und später dann Google+ Menschen kennengelernt, die ich sonst vermutlich nie kennengelernt hätte. Wir haben gemeinsam ein großartiges PM-Camp letzten November in Dornbirn organisiert und wir haben openPM ins Leben gerufen. Beides Projekte die über Social Media initiiert, koordiniert und beworben wurden. Mit großem Erfolg.
You are already naked.
– Steve Jobs
Apropos Angst vor der Öffentlichkeit: Es schadet gar nicht sich auch mal zum Affen zu machen. Man muss sich selbst nicht immer so ernst nehmen. Die anderen sind auch nur Menschen. Unsere kleinen Fehler, Missgeschicke, Ärger und Freude machen uns erst menschlich und authentisch. Dafür kann Social Media eine gute Bühne und heilsame Übung sein.
Aller Humor fängt damit an, dass man die eigene Person nicht mehr ernst nimmt.
– Hermann Hesse
Öffentliche Diskussionen auf Twitter und Google+ haben zudem den unschätzbaren Vorteil, dass man zufällig darüber stolpern kann. Diese Formen der Kommunikation öffnen der Serendipity, dem glücklichen Zufall, Tür und Tor. Mir gefällt dieser Aspekt so gut, dass wir Microblogging auch intern im Unternehmen einsetzen und damit einen Großteil der E‑Mails mehr als ersetzt haben.
Ich möchte Social Media nach diesen zwei Jahren auf keinen Fall mehr missen. Meine kurzen Aufenthalte in China haben mir deutlich vor Augen geführt wie wichtig Twitter und Google+ für mich sind. Die Angst seine Meinung öffentlich zu äußern kann man nur überwinden indem man es tut. Dafür bietet Twitter im ganz Kleinen, Google+ für längere Diskussionen und ein Blog für die persönliche Marke eine prächtige Spielwiese.