Anpassungsfähigkeit wird immer mehr zum Paradigma für Organisationen im zunehmend volatilen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Wissenzeitalter. Es ersetzt – oder besser: ergänzt – das bisher vorherrschende Paradigma des Industriezeitalters der Effizienz durch Standardisierung. Diese Anpassungsfähigkeit von Organisationen beruht nicht zuletzt auf der Kreativität ihrer Mitarbeiter. Wer Anpassungsfähigkeit will, tut also gut daran, Kreativität und Innovation zu fördern. Und das bedeutet, Abweichung und Störung nicht nur zu tolerieren, sondern durch Vielfalt und Dissens bewusst zu fördern als Gegengewicht zur selbstgefälligen Konformität. Ein Beitrag zur Blogparade anlässlich des fünften PM-Camps in Berlin, das ganz im Zeichen des „V“ steht: V wie Vielfalt.
Peter Kruse brachte es in seiner unnachahmlichen Art auf den Punkt: Kreativität braucht Vielfalt. Innovation entsteht im konstruktiv-kritischen Zusammentreffen von Andersartigkeit. Innovation stört den Standard und stellt den Status Quo in Frage, um ihn zu verändern. Am besten funktioniert das in dichten Netzwerken, in denen sich diese Störungen fortpflanzen, aufschaukeln und gegenseitig befruchten können. Einheitlichkeit ist gut und effizient, braucht aber die permanente Störung durch die Vielfalt, um lebendig und zukunftsfähig zu bleiben. Think different!
Here’s to the crazy ones.
The misfits.
The rebels.
The troublemakers.The round pegs in the square holes.
The ones who see things differently.
They’re not fond of rules.
And they have no respect for the status quo.
You can quote them, disagree with them, glorify or vilify them.
But the only thing you can’t do is ignore them.
Because they change things.
They push the human race forward.
And while some may see them as the crazy ones,
We see genius.
Because the people who are crazy enough to think
they can change the world,
Are the ones who do.
Eine ganz wesentliche Aufgabe von Führung ist es daher, Vielfalt als Basis von konstruktivem Dissens aktiv zu fördern, weil ansonsten selbstgefällige Konformität die Kreativität erstickt. Peter F. Drucker rät deshalb in seinem Buch „The Effective Excecutive“ (Amazon Affiliate-Link) keine Entscheidungen zu treffen ohne vorhergehenden Dissens. Als Paradebeispiel dafür nennt er Alfred P. Sloan, der angeblich in einer Sitzung seines obersten Führungskreises gesagt haben soll: „Meine Herren, ich sehe, dass wir alle einer Meinung bei dieser Entscheidung sind.“ Als alle zustimmend nickten, fuhr er fort: „Deshalb schlage ich vor, dass wir die Diskussion in dieser Sache bis zur nächsten Sitzung vertagen, damit wir uns die nötige Zeit nehmen, um unterschiedlicher Meinung zu sein und wenigstens etwas Verständnis gewinnen, um was es bei der Entscheidung geht.“
Das Lebenserhaltende ist die Vielfalt
Richard von Weizsäcker
3 Kommentare
Super Artikel Marcus!
Entscheidungen machen ja erst dann Sinn, wenn es Meinungsverschiedenheit gibt, sonst ist das ja ein No brainer, dass alle in die akzeptierte Richtung weiter machen.
Ich finde Entscheidungen von oberen Führungskräften werden in Unternehmen heute fast ver-religiöst und blind gefolgt, auch wenn neue Informationen die Entscheidung nun schwachsinnig machen. Wenn wir Entscheidungen alle 2 Wochen auf den Prüfstand stellen (wie in 2 Wochen Sprints in Scrum), fallen diese einfacher und wir akzeptieren den empirischen Charakter.
Vielen Dank, lieber Daniel! Auch für den Hinweis auf, dass man nicht immer Entscheidungen sofort und endgültig treffen muss, sondern nach und nach lernen kann. In dem Zusammenhang gefällt mir immer das Konzept des „last responsible moment“.
Danke, danke, danke schön. Ja so ist es.
Und doch ist es so schwer, wenn man als Führungskraft viele Jahre darauf gedrillt wurde Standards einzuhalten und Standards zu schaffen.
Im Kopf ist es evtl. schon angekommen, dass das heute nicht mehr so ist, doch was ist dann richtig (und zielführend) und wie soll man das messen.
Viele Führungskräfte sind in einem Dilemma, sie haben jetzt gesagt bekommen, was nicht mehr geht, aber wie stattdessen? Und wer hilft Ihnen in dieser (misslichen) Lage?