Führung ist Dienstleistung, kein Privileg

Führung macht einen ent­schei­den­den Unter­schied. Men­schen kom­men wegen des Unter­neh­mens und ver­las­sen es wegen der Füh­rungs­kraft! Zeit zum Umden­ken, befand jeden­falls Bodo Jans­sen 2010 als er sich mit dem ernüch­tern­den Ergeb­nis einer Mit­ar­bei­ter­um­fra­ge kon­fron­tiert sah. Er begann bei sich, zog sich zeit­wei­se ins Klos­ter zurück und über­dach­te sei­ne Rol­le als Füh­rungs­kraft radi­kal. Füh­rung war nicht län­ger ein Pri­vi­leg, son­dern eine Dienst­leis­tung für die Mit­ar­bei­ter. Seit­her wird bei sei­ner Hotel­ket­te Ups­tals­boom Cor­po­ra­te Hap­pi­ness groß geschrie­ben und es gilt: Human­po­ten­ti­al statt Human­res­sour­ce und Poten­ti­al­ent­fal­tung statt Res­sour­cen­aus­nut­zung. Und das mit beacht­li­chem wirt­schaft­li­chem Erfolg. Wert­schöp­fung durch Wert­schät­zung funktioniert.

Füh­rung ist Dienst­leis­tung – und kein Pri­vi­leg. Die Dienst­leis­tung für den Mit­ar­bei­ter besteht dar­in, ihm die Mög­lich­kei­ten zu bie­ten, sich selbst zu entwickeln.
Bodo Jans­sen in Impul­se 7. Okto­ber 2016

Das größ­te Defi­zit tay­lo­ris­ti­schen Manage­ments ist die Reduk­ti­on von Men­schen auf Rol­len und Funk­tio­nen ein­ge­zwängt in star­re Pro­zes­se. Zu Zei­ten in denen es haupt­säch­lich dar­um ging, ein­fach manu­el­le Tätig­kei­ten zu mana­gen, brach­te die­ses Prin­zip unbe­strit­ten einen erheb­li­chen Zuwachs an Pro­duk­ti­vi­tät (Peter F. Dru­cker spricht von einer 50-fachen Stei­ge­rung). Es unhin­ter­fragt auf kom­ple­xe Wis­sens­ar­beit zu über­tra­gen, ist aber genau­so unbe­strit­ten sub­op­ti­mal, da indi­vi­du­el­les mensch­li­ches Poten­ti­al und Lei­den­schaft in gro­ßem Sti­le unge­nutzt bleibt.

Manage­ment is about per­sua­ding peo­p­le to do things they do not want to do, while lea­der­ship is about inspi­ring peo­p­le to do things they never thought they could.
Ste­ve Jobs

Tat­säch­lich ist die­ses neue Füh­rungs­ver­ständ­nis, das Bodo Jans­sen für sich und Ups­tals­boom gefun­den hat, gar nicht so neu, son­dern eher eine Rück­be­sin­nung. Inso­fern ist es auch kein Wun­der, dass er durch sei­ne Besu­che im Klos­ter zu die­sem neu­en und gleich­zei­tig alten Ver­ständ­nis fand. Auch für den Bene­dik­ti­ner­pa­ter Anselm Grün bedeu­tet Füh­ren in ers­ter Linie, Leben in den Men­schen zu wecken.

A lea­der is a coach, not a judge.
W. Edwards Deming

Aber auch die­se Rück­be­sin­nung auf die Füh­rung jen­seits tay­lo­ris­ti­schen Manage­ments ist nicht neu. Von Peter F. Dru­cker über W. Edwards Deming bis zu Ste­ve Jobs fin­det sich immer wie­der der­sel­be huma­nis­ti­sche Anspruch an Füh­rung mit dem Ziel, das vol­le Poten­ti­al der Men­schen zu ent­fal­ten. Oder mit den Wor­ten von Sun­dar Pichai, dem CEO von Goog­le: „Füh­rung heißt, ande­re erfolg­reich machen!“ Ent­spre­chend die­sem Trend sieht Fre­de­ric Laloux in sei­nem Buch Reinven­ting Orga­niza­ti­ons (Ama­zon Affi­lia­te-Link) die Ganz­heit­lich­keit, im Sin­ne von: Men­schen kön­nen ihr Poten­ti­al voll ent­fal­ten, als ein Wesens­merk­mal von weit fort­ge­schrit­te­nen Organisationen.

The key to great­ness is to look for peo­p­le’s poten­ti­al and spend time deve­lo­ping it.
Peter F. Drucker

Was in den Ohren klas­si­scher Mana­ger nach Wohl­fühl-Klim­bim ohne mess­ba­rem Mehr­wert klingt und was Bodo Jans­sen vor 2010 mehr oder weni­ger auch so gese­hen hat, rech­net sich unter dem Strich den­noch deut­lich. Die Wert­schät­zung, die die Mit­ar­bei­ter erfah­ren indem sie als Indi­vi­du­um mit ganz spe­zi­el­len Inter­es­sen und Fähig­kei­ten gese­hen und geführt wer­den und so zu einem grö­ße­ren Sinn bei­tra­gen kön­nen und sich dabei ent­wi­ckeln kön­nen, führ­te bei Ups­tals­boom zu einer deut­li­chen Stei­ge­rung der Wert­schöp­fung und Produktivität.

Das konn­ten wir bis­her errei­chen: Mit­ar­bei­ter­zu­frie­den­heit plus 80%, Sen­kung der Krank­heits­quo­te von 8% auf unter 3%, Anzahl der Bewer­bun­gen plus 500%, Stei­ge­rung der Gäs­te­zu­frie­den­heit auf 98%, Ver­dopp­lung der Umsät­ze inner­halb von drei Jah­ren bei signi­fi­kan­ter Stei­ge­rung der Produktivität.
Bodo Jans­sen



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Von Marcus Raitner

Hi, ich bin Marcus. Ich bin der festen Überzeugung, dass Elefanten tanzen können. Daher begleite ich Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Agilität. Über die Themen Führung, Digitalisierung, Neue Arbeit, Agilität und vieles mehr schreibe ich seit 2010 in diesem Blog. Mehr über mich.

3 Kommentare

Hal­lo Marcus,
Fro­he Pfingsten!

Mar­cus: „die­se Dienst­leis­tung, besteht dar­in, ande­re erfolg­reich zu machen“ (Mon­day Moti­va­ti­on #2)

Das stimmt nicht ganz.

Nie­mand kann wen auch immer erfolg­reich machen. Das geht nicht. Es wür­de (wenn es denn gin­ge) die Frei­heit des Ande­ren zerstören.

Was aber geht: 

Jemand kann – ähn­lich einem Leh­rer oder Men­tor – ande­re wohl­wol­lend dar­in unter­stüt­zen, (womit auch immer) „erfolg­reich“ zu sein, indem bis dahin uner­kann­te Poten­zia­le ins Bewußt­sein geho­ben werden. 

Es ist die Tätig­keit eines guten Assis­ten­ten, nicht die eines Machers.

Zwar kann nichts geho­ben wer­den, was nicht auf irgend eine Wei­se bereits da ist, aber auf jeden Fall ist mehr vor­han­den, als wir den­ken kön­nen. Denn unser Den­ken ist beschränkt und wegen der Kon­di­tio­nie­rung auch beschränkend.

Lie­be Grü­ße an das
Wesen hin­ter dem
freund­li­chen Gesicht.

Nir­ma­lo

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