Nur wer sich selbst führen kann, kann andere führen. Dieser Satz von Pater Anselm Grün hat Bodo Janssen nachhaltig geprägt, wie er in seinem Buch „Die stille Revolution: Führen mit Sinn und Menschlichkeit“ (Amazon Affiliate-Link) schreibt. Diese Woche hatte ich das große Glück, Pater Anselm Grün endlich persönlich kennenzulernen und die ganze Tiefe dieser Erkenntnis aus erster Hand zu erfahren.
Original statt Kopie
Sich selbst zu führen, beginnt damit, sich selbst zu kennen und sich selbst anzunehmen in seinem einmaligen Wesen. Viele Menschen haben heute aber zunehmend das Gefühl, nicht zu genügen. Sie vergleichen sich ständig und eifern anderen Menschen oder einem abstrakten Idealbild nach. Aus dem einzigartigen Original, das wir einst waren, wird eine blasse Kopie.
We are all born originals – why is it so many of us die copies?
Edward Young
Wer in der Angst lebt, nicht zu genügen, braucht Bestätigung und Bewunderung von außen. Genau darum üben soziale Medien solche Anziehungskraft auf Menschen aus und verstärken dabei diese Tendenz, sich ständig mit anderen zu vergleichen immer mehr. Wer aus dieser Haltung heraus führt, wird Mitarbeiter klein und abhängig halten. Nur wer das einmalige und unverfälschte Wesen seiner eigenen Person erkannt hat und angenommen hat, kann neidlos und von ganzem Herzen, das einmalige Potential der ihm anvertrauten Menschen zur Entfaltung bringen und andere erfolgreich machen.
Die inneren Bilder
Neben diesem inneren Bild, wie wir sind und wie wir zu sein haben, tragen wir noch viele weitere innere Bilder mehr oder weniger unbewusst mit uns herum. Wir können das Leben beispielsweise als Kampf betrachten oder als Wunder. Wir können unsere Arbeit als Hamsterrad und Tretmühle sehen oder aber als eine Werkstatt für gelingendes Lebens. Und wir können die Mitarbeiter als arbeitsscheu oder motiviert sehen. Diese inneren Bilder, entstanden durch Erziehung und Erfahrung, bestimmen nun, wie wir die Welt erleben. Wir haben die Wahl.
Die letzte der menschlichen Freiheiten besteht in der Wahl der Einstellung zu den Dingen.
Viktor Frankl
Wir können uns dieser inneren Bilder bewusst werden und wir können sie durch bessere ersetzen. Idealerweise durch Bilder, die übereinstimmen mit „Lebensträumen“, die wir schon als Kinder hatten. Und um sich diesen in einem ersten Schritt wieder zu nähern, hilft die Frage: Was konnte ich begeistert spielen, ohne dabei müde zu werden? Wenn es uns dann noch gelingt, diese Bilder auf unsere Arbeit zu übertragen, können wir ihr dadurch einen tiefen Sinn geben.
Hoffnung wecken
Gute Führung bedeutet für Pater Anselm Grün, hoffnungsvoll an seine Arbeit zu gehen und Hoffnung bei den Mitarbeitern zu wecken. Dazu müssen insbesondere unsere inneren Bilder eine Sprache der Hoffnung sprechen. Das Leben als Kampf und die Arbeit als unvermeidliches Hamsterrad und lästiges Übel zu sehen, weckt wenig Hoffnung. Das Leben hingegen als Wunder oder auch als Spiel zu sehen und die Arbeit als einen Ort der Begegnung und der individuellen Entwicklung hat schon deutlich mehr Hoffnungspotential.
Habe Hoffnungen, aber habe niemals Erwartungen. Dann erlebst du vielleicht Wunder, aber niemals Enttäuschungen.
Franz von Assisi