Was macht (IT-)Projekte wirklich erfolgreich? Die Tätigkeiten im (IT‑)Projektmanagement lassen sich in zwei Kategorien einteilen: jene die Misserfolge vermeiden und jene die Erfolge ermöglichen. Beide Kategorien sind wichtig und müssen im Projekt ausreichend verankert sein.
Misserfolge werden vermieden durch:
- Risikomanagement
- Planung und Controlling
- Operatives Management
Zusätzliche Kapazität in diese Tätigkeiten führen dazu, dass Misserfolge unwahrscheinlicher werden. Ohne Frage sind diese Tätigkeiten Pflicht für jeden Projektmanager, aber noch nicht die Kür. Sie zu beherrschen, garantiert noch keinen Erfolg. Sie zu vernachlässigen garantiert Misserfolg. Bei diesen Tätigkeiten ist vom Projektleiter also vor allem eines gefragt: das Gespür und die Erfahrung für das richtige Maß (siehe hierzu auch Planung ersetzt Zufall durch Irrtum). Dennoch wird in Projekten oft der Schwerpunkt auf diese Tätigkeiten gelegt und in kritischen Situationen sogar noch intensiviert. Meist ohne Verbesserung des Erfolgs, den mehr desselben liefert in der Regel auch nur dieselben Ergebnisse.
Alle Tätigkeiten, die Misserfolge vermeiden, sind eher planerischer Natur und haben eher mit Verwaltung und weniger mit Menschen zu tun. Nicht selten ist genau das der Grund warum hier der Schwerpunkt des Projektmanagements (sonst hieße es ja Projekt-Führung) liegt. Wesentlicher Erfolgsfaktor eines (IT-)Projekts sind aber gerade die Menschen: die eigene Mannschaft, das eigene Management, der Kunde in allen Facetten oder der Lieferant bzw. Subunternehmer. Wie diese Menschen miteinander umgehen, wie sie miteinander kommunizieren, ob sie einander vertrauen, wie kohärent das Verständnis der Ziele und der Vision ist, wie stark sie sich mit dem Projekt identifizieren und wie motiviert sie sind, macht das Projekt zum Erfolg. Im Gegensatz zu den misserfolgsvermeidenden Mangement-Tätigkeiten ist hier Führung gefragt. Oder mit den Worten von Antoine de Saint-Exupéry:
Quand tu veux construire un bateau, ne commence pas par rassembler du bois, couper des planches et distribuer du travail, mais reveille au sein des hommes le desir de la mer grande et large.
(Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer.)
Erfolg hat derjenige Projektleiter, der einerseits eine gemeinsame Vision charismatisch vermittelt und der andererseits die nötigen Rahmenbedingungen für eine offene, vertrauensvolle Kommunikation schafft. Dann werden die Menschen selbst wissen, wie „das Boot gebaut wird“, sie werden Probleme schnell erkennen und selbständig zu lösen in der Lage sein. Den Idealzustand beschreibt der chinesische Philosoph Laotse (Dao-de-dsching, Kapitel 17):
Der beste Führer ist der, dessen Existenz gar nicht bemerkt wird, der zweitbeste der, welcher geehrt und gepriesen wird, der nächstbeste der, den man fürchtet und der schlechteste der, den man hasst. Wenn die Arbeit des besten Führers getan ist, sagen die Leute: »Das haben wir selbst getan«.
Ein Kommentar
schön, dass auch die Umfrage von Stefan Hagen zu den Fähigkeiten erfolgreicher Projektleiter, die Wichtigkeit der kommunikativen und sozialen Fähigkeiten, unterstreicht: in erster Linie ist ein Projektleiter Führungskraft und eben nicht nur operativer Manager.