Tugenden eines Projektleiters: Mäßigung

Metho­di­sche Fer­tig­kei­ten und fach­li­ches Wis­sen allei­ne machen noch kei­nen guten Pro­jekt­lei­ter. Weit­aus wich­ti­ger ist sein Wir­ken als Füh­rungs­kraft. Wirk­sa­me und erfolg­rei­che Füh­rungs­kräf­te arbei­ten auf einem soli­den Fun­da­ment von Wer­ten. Die­se las­sen sich zurück­füh­ren auf klas­si­sche Kar­di­nal­tu­gen­den (von lat. car­do, „Tür­an­gel, Dreh- und Angel­punkt“). In einer Serie von Arti­keln wer­den die­se Tugen­den im Kon­text von Füh­rungs­ar­beit und ins­be­son­de­re im Pro­jekt­kon­text inter­pre­tiert. Der zwei­te Teil der Serie ist der Mäßi­gung gewidmet.

Wir soll­ten das Leben ver­las­sen wie ein Ban­kett: weder durs­tig noch betrun­ken. (Aris­to­te­les)

Wäh­rend die Weis­heit es uns ermög­licht das rich­ti­ge Maß im Han­deln und im Umgang mit Men­schen zu erken­nen,  ist die Mäßi­gung der Wil­le und die Fähig­keit die­ses Maß auch im täg­li­chen Leben ein­zu­hal­ten. Mäßi­gung heißt also das was ratio­nal als rich­tig erkannt wur­de, authen­tisch und kon­se­quent umzusetzen.

Füh­rungs­kräf­te, die sich immer noch als hel­den­haf­te Macher ver­ste­hen, fällt die Mäßi­gung beson­ders schwer. Bedeu­tet sie doch in ers­ter Linie Beschei­den­heit und Bereit­schaft in den Hin­ter­grund zu tre­ten, um einer grö­ße­ren Sache zu die­nen. Genau das ist jedoch die ent­schei­den­de Tugend für eine post­he­roi­sche Füh­rungs­kraft, wie sie in der heu­ti­gen Wis­sens­ar­beit gefragt ist. Die Erkennt­nis ist nicht neu, bereits Lao­tse (6. Jh. v. Chr.) schreibt:

Der bes­te Füh­rer ist der, des­sen Exis­tenz gar nicht bemerkt wird, der zweit­bes­te der, wel­cher geehrt und geprie­sen wird, der nächst­bes­te der, den man fürch­tet und der schlech­tes­te der, den man hasst. Wenn die Arbeit des bes­ten Füh­rers getan ist, sagen die Leu­te: »Das haben wir selbst getan«

Neu ist aber, dass die ande­ren Füh­rungs­sti­le bei Wis­sens­ar­bei­tern nicht nur schlecht, son­dern nun gar nicht mehr funk­tio­nie­ren. Oder wie es Tom deMar­co in Peo­p­le­wa­re: Pro­duc­ti­ve Pro­jects and Teams beschreibt:

The mana­ger’s func­tion is not to make peo­p­le work, but to make it pos­si­ble for peo­p­le to work.

Neben die­ser grund­sätz­li­chen Bereit­schaft sich selbst nicht so wich­tig zu neh­men und das die Leis­tung des Teams in den Vor­der­grund zu stel­len, gibt es im klei­nen vie­le Mög­lich­kei­ten der Mäßi­gung. Hier eini­ge Anregungen:

  • Ver­trau­en schen­ken und Frei­räu­me zulas­sen – Kon­trol­le mäßigen
  • Rea­lis­ti­sche Ter­mi­ne set­zen – sinn­lo­sen Druck reduzieren
  • Wert­schät­zen­der Umgang auch in Kon­flik­ten – Wut, Iro­nie, Sar­kas­mus zügeln
  • Leis­tung ange­mes­sen bezah­len – Macht und Not nicht ausnutzen
  • Gren­zen der eige­nen Leis­tungs­fä­hig­keit und der von ande­ren ach­ten – nach­hal­ti­ger Umgang mit Ressourcen

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PS. Das Bild ist ein Aus­schnitt aus dem Gemäl­de „Die sie­ben Tugen­den“ des ita­lie­ni­schen Malers Fran­ces­co Pese­li­no (unter den weib­li­chen Tugen­den die männ­li­chen Pen­dants) (ca. 1422 – 1457)

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Von Marcus Raitner

Hi, ich bin Marcus. Ich bin der festen Überzeugung, dass Elefanten tanzen können. Daher begleite ich Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Agilität. Über die Themen Führung, Digitalisierung, Neue Arbeit, Agilität und vieles mehr schreibe ich seit 2010 in diesem Blog. Mehr über mich.

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