Zur Unterdrückung von Völkern und Volksgruppen hat sich seit antiken Zeiten der Grundsatz „divide et impera“, also „teile und herrsche“, bewährt. Zur Organisation eines Projekts oder eines Unternehmens taugt dieses menschenfeindliche, auf Hass und Abneigung oder wenigstens Konkurrenz beruhende Prinzip eher nicht, findet sich in mehr oder weniger abgeschwächter Form aber dennoch immer wieder.
Die Logik hinter „Davide et impera“ ist es, größere Zusammenschlüsse oder Bündnisse von Volksgruppen zu verhindern oder diese Gruppen sogar gegeneinander auszuspielen und aufzuhetzen. Im römischen Reich hatten die Mitgliedstaaten des römischen Reichs beispielsweise nur Verträge mit der Zentralmacht in Rom, durften aber untereinander keine Verträge abschließen oder Allianzen bilden.
Diese Abschottung von Gruppen gegeneinander erleben wir in großen Unternehmen tagtäglich. Zwar ist es nicht verboten miteinander zu reden und immer dann wenn es wieder besonders hakt, wird auch mehr Vernetzung gefordert, dennoch bleibt das Prinzip der Trennung und Konkurrenz unangetastet. Wo kämen wir da hin, wenn sich spontan Menschen jenseits ihres Zuständigkeitsbereichs zu Arbeitsgruppen formierten! Ja, wohin kämen wir da eigentlich?
Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.
Kurt Marti
Wenn es dann doch notwendig ist über die Silos hinweg miteinander zu arbeiten, dann entweder nach klaren Prozessen mit definierten Schnittstellen oder eben in Projekten. Aber wenn schon Projekt, dann bitte wieder klar strukturiert in Teilprojekte und Arbeitspakete. Möglichst kleinteilig und abgeschottet bitte. Divide et impera!
Weil es aber in nicht-trivialen Projekten nicht funktioniert einfach isolierte Teilergebnisse zusammenzusetzen, entstehen ganz viele Querschnittfunktionen zur Integration und Absicherung. Spätestens ab diesem Zeitpunkt passt das Diagramm der Aufbauorganisation nur noch mit Schriftgröße 8 auf eine einzelne Folie.
Natürlich brauchen Projekte Strukturen. In der Regel gibt es auch in sich geschlossene Arbeitspakete oder Gewerke. Dennoch ist weniger auch hier mehr. Mikro-Arbeitpakete besetzt mit Splitterkapazitäten sind keine gute Lösung. Insbesondere dann nicht, wenn es auch noch strikte hierarchische Berichtswege über mehrere Ebenen gibt und der Projektleiter zum Nadelöhr wird.
Wenn man ein Organisationsdiagramm zur Erklärung der Zusammenarbeit braucht ist es eigentlich schon zu kompliziert. Es sollten möglichst wenige in sich logisch zusammenhängende Arbeitspakete sein, die im interdisziplinären Team möglichst autonom und selbstorganisiert abgearbeitet werden. Wo notwendig sollten sich diese Teams in Form von speziellen Rollen überlappen, deren Aufgabe genau die inhaltliche Verknüpfung der Arbeit in den Teams ist. Auf keinen Fall sollte diese Organisation aber starr sein, sondern sich entwickeln dürfen, was die Vernetzung betrifft aber auch hinsichtlich des Entstehens und Vergehens von Teams und Rollen.
It’s about communication. It’s about honesty. It’s about treating people in the organization as deserving to know the facts. You don’t try to give them half the story. You don’t try to hide the story. You treat them as – as true equals, and you communicate and you communicate and communicate.
Louis V. Gerstner, Jr.