Führung durch Vorbild

Wahre Auto­ri­tät ist kei­ne Fra­ge der Posi­ti­on, son­dern des vor­bild­li­chen Ver­hal­tens, denn Füh­rung beruht mehr auf Nach­ah­mung als auf Unter­ord­nung. Wir könn­ten uns viel Wider­stand, Kampf und Leid im täg­li­chen Mit­ein­an­der in Orga­ni­sa­tio­nen und Fami­lie erspa­ren, wenn wir selbst authen­tisch den Wan­del ver­kör­per­ten, den wir uns für unser Umfeld wün­schen. Nur wer sich selbst der­art auf­rich­tig füh­ren kann, kann ande­re durch sein Vor­bild füh­ren.

Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünscht für diese Welt!

Von Mahat­ma Gan­dhi erzählt man sich die­se zwar nicht beleg­te, aber dadurch nicht weni­ger inspi­rie­ren­de Geschich­te. Eine Frau kam mit ihrem Sohn von weit her um Gan­dhi zu sehen. Sie wahr besorgt, weil ihr Sohn zu viel Zucker aß und obwohl der davon krank wur­de nicht davon las­sen konnte. 

Sie war­te­te also vie­le Stun­den gedul­dig und als sie schließ­lich an der Rei­he war sag­te sie: „Bit­te Meis­ter, sagt mei­nen Sohn, er sol­le auf­hö­ren Zucker zu essen.“ Gan­dhi blick­te dem Jun­gen tief in die Augen und ant­wor­te­te dann der Mut­ter: „Bringt ihn mir in zwei Wochen wieder.“

Ent­täuscht reis­te die Frau nach Hau­se und kam nach zwei Wochen wie­der. Als sie die­ses Mal vor Gan­dhi tra­ten, sag­te die­ser: „Jun­ge, du musst auf­hö­ren, Zucker zu essen.“ Aus Respekt vor Gan­dhi und sei­ner Weis­heit, ver­sprach der Jun­ge, kei­nen Zucker mehr zu essen und führ­te seit­dem ein gesun­des Leben. 

Die Mut­ter aber war ver­wirrt und frag­te Gan­dhi: „War­um habt ihr das mei­nem Sohn nicht schon vor zwei Wochen gesagt?“ Gan­dhi ant­wor­tet: „Vor zwei Wochen aß ich selbst noch viel Zucker. Ich muss­te erst damit aufhören.“

An oun­ce of prac­ti­ce is worth more than tons of preaching.

Mahat­ma Gandhi

Führen heißt Vorbild sein

Wer hät­te so gehan­delt wie Gan­dhi in die­ser Geschich­te? Wer wäre nicht ein­fach auf das „Abar­bei­ten“ der Bitt­stel­ler ver­fal­len und hät­te ohne die­ses bewuss­te Reflek­tie­ren des eige­nen Ver­hal­tens sofort den ver­lang­ten, aber kraft­lo­sen weil nicht authen­ti­schen Rat­schlag gege­ben? Wie ver­hal­ten wir uns täg­lich in Bespre­chun­gen, Gre­mi­en oder gegen­über unse­ren Kin­dern? Und wie passt die­ses Ver­hal­ten zu unse­ren Absich­ten und Worten?

Mit gutem Bei­spiel vor­an­zu­ge­hen, ist nicht nur der bes­te Weg, ande­re zu beein­flus­sen, es ist der einzige.

Albert Schweit­zer

Gro­ße Ver­än­de­run­gen kenn­zeich­nen die­ses Zeit­al­ter der Digi­ta­li­sie­rung. Damit die­se Trans­for­ma­tio­nen nicht als wir­kungs­lo­ses Chan­ge­thea­ter ver­puf­fen, braucht es Füh­rung durch Vor­bil­der. Nie­mand darf glau­ben, dass es heu­te dar­um geht ande­re – und vor­nehm­lich die Mit­ar­bei­ter – zu ver­än­dern, wäh­rend die eige­ne Rol­le unan­ge­tas­tet bleibt.

What you are speaks so loud­ly, I can’t hear what you are saying.

Ralph Wal­do Emerson

Gera­de die agi­le Trans­for­ma­ti­on, also der Wan­del hin zu mehr Agi­li­tät durch dezen­tra­le Ent­schei­dungs­struk­tu­ren in Form selbst­or­ga­ni­sier­ter Teams, ist auch und gera­de ein mas­si­ver Wan­del der Füh­rung. Agi­li­tät ist kein Kraft­fut­ter, mit dem  die Mit­ar­bei­ter ihre Arbeit schnel­ler und fle­xi­bler erle­di­gen, ansons­ten aber alles beim Alten bleibt. Es geht im Gegen­teil dar­um, die Orga­ni­sa­ti­on ganz­heit­lich zu betrach­ten und den Wert­strom zu opti­mie­ren. Und dabei fächert sich Füh­rung auf in Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on, inhalt­li­che Füh­rung im Sin­ne des Pro­dukt­ma­nage­ments und die­nen­de Füh­rung im Sin­ne des Mani­fests für mensch­li­che Füh­rung.



Share This Post

4 Kommentare

Alexander Gerber 19. Dezember 2018 Antworten

Ein wei­te­res Mal, vie­len Dank Marcus!

Schon beim letz­ten Mal hat der kur­ze Anriss zu die­sem Gan­dhi-Zitat genügt, um mich mei­ne Umwelt anders betrach­ten zu las­sen. Es hat mei­nen Blick geschärft auf die vie­len klei­nen Bege­ben­hei­ten, wo doch bit­te alle die andern sich ändern mögen, damit für den jewei­li­gen Spre­cher bit­te alles gut wer­den möge.

Auch Frank hat gefragt, was er tun muss, damit sei­ne Team­mit­glie­der die ‚Sache‘ end­lich vor­an brin­gen. Die Wir­kung hat ihn ver­blüfft. Kapi­tel 5 – Reflexionen.
https://leanpub.com/kdz/read_sample

:-)

Alex­an­der

Marcus Raitner 20. Dezember 2018 Antworten

Vie­len Dank, Alex­an­der, das freut mich sehr. Auch mich hat die Geschich­te sehr bewegt (und ich fra­ge mich, war­um ich sie nicht eher fand, aber so hat alles sei­ne Zeit). „L’en­fer c’est les aut­res“ hat Jean-Paul Sart­re mal geschrie­ben und so han­deln wir all­zu oft und das ist das genaue Gegen­teil von die­ser Füh­rung die uns Gan­dhi gezeigt hat.

Katja 29. Dezember 2018 Antworten

Zu Gan­dhi ein Lesetipp:
„Arun Gan­dhi, Wut ist ein Geschenk – Das Ver­mächt­nis mei­nes Groß­va­ters Mahat­ma Gandhi“
Die ein­zel­nen Lek­tio­nen bie­ten viel Reflek­ti­ons­mög­lich­kei­ten und auch Bestär­kung für das täg­li­che Mit­ein­an­der in wel­cher Rol­le auch immer.
Alles Gute fürs neue Jahr wün­sche ich euch allen!

Marcus Raitner 2. Januar 2019 Antworten

Vie­len Dank für den tol­len Buch­tipp und dei­ne Wün­sche! Auch dir alles Gute!

Schreibe einen Kommentar