Führen mit Angst

Sie haben das Gere­de von Augen­hö­he und die­nen­der Füh­rung auch satt? Dann befin­den Sie sich in guter Gesell­schaft. Schon der gro­ße römi­sche Kai­ser Cali­gu­la hat­te den Wahl­spruch „Oder­int, dum metu­ant“ was soviel heißt wie „Sol­len sie mich has­sen, solan­ge sie mich fürch­ten.“ Und hat Lud­wig XIV. („L’État, c’est moi!“) nicht Groß­ar­ti­ges voll­bracht ganz ohne Kuschel­kurs? Es kann nur einen geben und das sind Sie als Füh­rungs­kraft und Ihr wich­tigs­tes Macht­in­stru­ment ist die Angst. Lesen Sie ruhig wei­ter, die­ser Aus­schnitt aus dem Hand­buch für den klei­nen Kon­zer­n­au­to­kra­ten ist genau das rich­ti­ge für Sie!

Basis Ihrer Macht ist der Infor­ma­ti­ons­vor­sprung. Hal­ten Sie Ihre Unter­ge­be­nen Mit­ar­bei­ter mög­lichst dumm. Geben Sie die­ser sys­te­ma­ti­schen Ver­dum­mung einen moder­nen Namen wie Need-to-know. Sor­gen Sie für kla­re Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge ent­lang der Hier­ar­chie und geben Sie nur Infor­ma­tio­nen wei­ter, wel­che die Mit­ar­bei­ter unbe­dingt brau­chen. Ver­ste­cken und schüt­zen Sie stan­dard­mä­ßig mög­lichst viel und las­sen Sie jeden nur sei­nen Aus­schnitt sehen. Alles ande­re führt zu Anma­ßung, Kom­pe­tenz­über­schrei­tung und unter­gräbt letzt­lich Ihre Machtposition.

Wer hat Ihnen befoh­len zu den­ken?! Ich gebe Ihnen gar­nicht genug Infor­ma­tio­nen, daß es sich lohnt zu den­ken. Sie wer­den nur das tun, was man Ihnen befiehlt!
Aus dem Film „Total Recall“

Ver­trau­en ist gut, Kon­trol­le ist bes­ser. Miss­trau­en Sie Ihren Mit­ar­bei­tern grund­sätz­lich! Gehen Sie davon aus, dass Sie belo­gen wer­den. Nut­zen Sie dar­um Ihre Kanä­le und Freund­schaf­ten, um sich detail­liert zu infor­mie­ren über das was man Ihnen vor­ent­hal­ten oder jeden­falls beschö­ni­gen will. Ins­be­son­de­re zur Vor­be­rei­tung auf wich­ti­ge Berich­te Ihrer Mitarbeiter.

Nut­zen Sie Ihren Infor­ma­ti­ons­vor­sprung und demons­trie­ren Sie Ihre Über­le­gen­heit bei jeder Gele­gen­heit. Sta­tu­ie­ren Sie Exem­pel! Wenn Ihre Mit­ar­bei­ter nicht das berich­ten, was Sie auf Ihren Kanä­len vor­ab erfah­ren haben, füh­ren Sie sie öffent­lich vor. Machen Sie sie so rich­tig rund! Nur so wer­den Sie künf­tig weni­ger belo­gen. Ver­ein­ba­ren Sie dann mit den ver­ängs­tig­ten Mit­ar­bei­tern Maß­nah­men zur noch inten­si­ve­ren Kontrolle.

Soll­te sich einer die­ser respekt­lo­sen Mil­le­ni­als erdreis­ten, Ihnen die­ses neu­mo­di­sche 360-Grad-Feed­back geben zu wol­len, stel­len Sie unmiss­ver­ständ­lich klar, dass Sie sich nicht sagen las­sen, wie Sie arbei­ten sol­len und ganz sicher Ihren bewähr­ten Füh­rungs­stil nicht ändern wer­den. Wo kämen wir denn da hin! Anschlie­ßend nut­zen Sie wie­der Ihre Macht und Kon­tak­te und dis­kre­di­tie­ren Sie den Mit­ar­bei­ter an allen Ihnen mög­li­chen Stellen.

Wenn Sie bis hier­her mit Genuss und bestä­ti­gen­dem Nicken gele­sen haben, muss ich Sie ent­täu­schen: Die­ses sati­ri­sche Kapi­tel aus den hof­fent­lich nicht exis­tie­ren­den Hand­buch für den klei­nen Kon­zer­n­au­to­kra­ten wird hier kei­ne Fort­set­zung erfah­ren. Statt­des­sen gibt es hier wie immer viel zu lesen über zeit­ge­mä­ße Füh­rung.



Share This Post

Schreibe einen Kommentar