Heute war mein erster Urlaubstag. Nur diese zweite Woche der Pfingstferien. Eine kurze Woche mit einem Feiertag am Donnerstag. Es gibt also eigentlich nicht viel zu verpassen. Trotzdem habe ich mittags mal eben nachgesehen.
Das war ein Fehler.
Es blieb nicht beim Lesen. Irgendwo klemmt es immer. Und mit einer kurzen Antwort oder einer Weiterleitung versuche ich dann schnell mal ein paar Dinge in die Wege zu leiten. Insbesondere dann, wenn ich das Gefühl habe, dass ein kurzes Einschreiten später viele Probleme verhindert. Oder ein kleiner Tipp und Schubs, den Prozess vereinfacht. Oder weil ich einfach nur gerne jemand helfen will. Weil ich gerade ein wenig Zeit habe.
Doch es bleibt nie bei dieser einen kurzen E‑Mail, die alles regelt und klärt. Ich kann mich nicht einfach wieder ausklinken, wenn ich mich schon eingemischt habe, sondern fühle mich verpflichtet, die Angelegenheit abzuschließen oder gut zu übergeben.
So hatte ich nachmittags drei verschiedene Diskussionen am Laufen und mein dienstliches Smartphone öfter in der Hand, als es auf dem Spielplatz angemessen war.
Hat es etwas bewirkt? Mein Einsatz hat in der Tat ein paar Dinge vereinfacht, die ansonsten nach meinem Urlaub für Stress gesorgt hätten. War es deshalb wirklich notwendig? Oder hätte es sich nicht auch anders geregelt? Vermutlich. War es wert, meinen Nachmittag derart abgelenkt zu verbringen. Eher nicht.
4 Kommentare
Lieber Marcus, vor vielen Jahren, ich war erst frisch Teamleiter geworden, hatte ich ähnliches erlebt im Urlaub in Italien. Es ist also schon etwas her. Seehr laange her.
Bezeichnend war das Feedback des Teams am Ende des Urlaubs: Du hast uns nicht vertraut!
Ja, ich habe dem Team nicht vertraut die Dinge selbst regeln zu können und mich im Zweifel bei einer Eskalation über die Privatnummer aktiv zu kontaktieren. Dieser eine Satz hallt bei mir noch immer im Urlaub nach.
Lieber Oli, schön wieder von dir zu lesen. Ja, der Aspekt des Untergrabens des Vertrauens ging mir beim Schreiben auch durch den Kopf. Ich habe ihn weggelassen, weil es in konkreten Fall keine große Rolle spielte und es mir vorrangig um die Wirkung auf meine Aufmerksamkeit ging. Aus einer kleinen E‑Mail wird schnell eine längere Diskussion und das stört die Erholung ungemein.
Lieber Marcus,
ich arbeite, um mich selbst zu disziplinieren, mit der Wirkung der Sprache. Ich bin Lingva-Eterna-Dozentin & Coach und beginne meine Ruhephase für den Urlaub, indem ich darauf verzichte, zu schreiben, was ich nicht tuen werde. z.B.: „Ihre Mails werden weder gelesen noch bearbeitet…“. Ich schreibe das, was ich tuen werde. Das ist verbindlich. Zum Beispiel: Ab Montag 3. Juni werde ich wieder für Sie da sein. Oder … Ich werde unaufgefordert auf Sie zukommen…
Das wirkt enorm. Mir geht es im Urlaub damit gut und die Kontaktpersonen wissen, Sie können sich auf einen verbindlichen Kontakt danach verlassen.
So hatte ich das noch gar nicht betrachte, liebe Carola. Tatsächlich mache ich das (intuitiv) aber auch ähnlich. Früher hatte ich aber auch mal die negative Formulierung.