Die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz scheinen unbegrenzt. Doch so gut ChatGPT auch klingen mag, es bleibt der leicht durchgeknallte Praktikant, der beispielsweise das staubtrockene Benutzerhandbuch im Stile eines Sonetts von Shakespeare schreiben kann. Das ist beeindruckend. Auf den ersten Blick jedenfalls. Beim zweiten Blick fällt dem geschulten Auge dann doch der eine oder andere Fehler des maschinellen Praktikanten auf.
ChatGPT und allgemeiner Generative AI sind Hilfsmittel, nicht mehr und nicht weniger. Einen Experten machen diese Werkzeuge besser und effizienter, aber der Laie wird dadurch nicht zum Experten, er klingt nur wie die anderen Laien, die versuchen sich mit der Aura von Expertentum zu umgeben. Mit dieser Technologie kann jetzt jeder wie ein zweitklassiger Politiker in einer mittelmäßigen Talkshow klingen. Und mit dem richtigen Prompt-Engineering vielleicht sogar wie ein erstklassiger Politiker. Aber wer will das schon?
Natürlich wird ChatGPT auch die Arbeit von Führungskräften erleichtern. Besprechungen werden automatisch zusammengefasst und Folien auf Knopfdruck verschönert oder sogar komplett entworfen. Aber auch hier gilt: »Shit in – Shit out«. Gute Führungsarbeit wird dadurch noch besser, weil durch die digitale Unterstützung des Praktikanten mehr Zeit für das Wesentliche bleibt: die Begegnung von Menschen.
Wer für sich gefunden hat, was gute Führung ausmacht, kann auf Basis dieser langjährigen Erfahrung die Vorschläge von ChatGPT beurteilen. Bisweilen wird das eine gute Quelle der Inspiration sein. Und genauso oft wird man verwundert den Kopf schütteln. Niemand wird durch ChatGPT und Co. ohne harte Arbeit und Übung zum Experten. Und also auch nicht zu einer guten Führungskraft. Das hat auch etwas Beruhigendes: Wäre das möglich, könnten die Mitarbeiter auch gleich direkt mit der Maschine reden, ohne den Umweg über das menschliche Frontend.
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