Vom durchgeknallten Praktikanten zum Roboter-Chef?

Die Mög­lich­kei­ten von künst­li­cher Intel­li­genz schei­nen unbe­grenzt. Doch so gut ChatGPT auch klin­gen mag, es bleibt der leicht durch­ge­knall­te Prak­ti­kant, der bei­spiels­wei­se das staub­tro­cke­ne Benut­zer­hand­buch im Sti­le eines Sonetts von Shake­speare schrei­ben kann. Das ist beein­dru­ckend. Auf den ers­ten Blick jeden­falls. Beim zwei­ten Blick fällt dem geschul­ten Auge dann doch der eine oder ande­re Feh­ler des maschi­nel­len Prak­ti­kan­ten auf.

ChatGPT und all­ge­mei­ner Gene­ra­ti­ve AI sind Hilfs­mit­tel, nicht mehr und nicht weni­ger. Einen Exper­ten machen die­se Werk­zeu­ge bes­ser und effi­zi­en­ter, aber der Laie wird dadurch nicht zum Exper­ten, er klingt nur wie die ande­ren Lai­en, die ver­su­chen sich mit der Aura von Exper­ten­tum zu umge­ben. Mit die­ser Tech­no­lo­gie kann jetzt jeder wie ein zweit­klas­si­ger Poli­ti­ker in einer mit­tel­mä­ßi­gen Talk­show klin­gen. Und mit dem rich­ti­gen Prompt-Engi­nee­ring viel­leicht sogar wie ein erst­klas­si­ger Poli­ti­ker. Aber wer will das schon?

Natür­lich wird ChatGPT auch die Arbeit von Füh­rungs­kräf­ten erleich­tern. Bespre­chun­gen wer­den auto­ma­tisch zusam­men­ge­fasst und Foli­en auf Knopf­druck ver­schö­nert oder sogar kom­plett ent­wor­fen. Aber auch hier gilt: »Shit in – Shit out«. Gute Füh­rungs­ar­beit wird dadurch noch bes­ser, weil durch die digi­ta­le Unter­stüt­zung des Prak­ti­kan­ten mehr Zeit für das Wesent­li­che bleibt: die Begeg­nung von Menschen.

Wer für sich gefun­den hat, was gute Füh­rung aus­macht, kann auf Basis die­ser lang­jäh­ri­gen Erfah­rung die Vor­schlä­ge von ChatGPT beur­tei­len. Bis­wei­len wird das eine gute Quel­le der Inspi­ra­ti­on sein. Und genau­so oft wird man ver­wun­dert den Kopf schüt­teln. Nie­mand wird durch ChatGPT und Co. ohne har­te Arbeit und Übung zum Exper­ten. Und also auch nicht zu einer guten Füh­rungs­kraft. Das hat auch etwas Beru­hi­gen­des: Wäre das mög­lich, könn­ten die Mit­ar­bei­ter auch gleich direkt mit der Maschi­ne reden, ohne den Umweg über das mensch­li­che Frontend.



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Von Marcus Raitner

Hi, ich bin Marcus. Ich bin der festen Überzeugung, dass Elefanten tanzen können. Daher begleite ich Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Agilität. Über die Themen Führung, Digitalisierung, Neue Arbeit, Agilität und vieles mehr schreibe ich seit 2010 in diesem Blog. Mehr über mich.

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