Kommunikation ist schön, macht aber viel Arbeit

Kom­mu­ni­ka­ti­on als schwe­re Arbeit? Reden kann doch jeder? Genau! Und genau da liegt das Pro­blem: Kom­mu­ni­ka­ti­on ist selbst­ver­ständ­lich und miss­lingt gera­de des­we­gen so oft. Gelun­ge­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on ist die Aus­nah­me und in der Tat eine Kunst, die mehr Beach­tung erfor­dert und ver­dient. Denn mit den Fähig­kei­ten zur Kom­mu­ni­ka­ti­on steht und fällt der Erfolg jeg­li­cher Zusam­men­ar­beit. Ent­schei­dend für gelun­ge­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on sind jedoch erst in zwei­ter Linie kon­kre­te Tech­ni­ken, den Unter­schied macht vor allem die (auf)richtige Grundhaltung.

Dem bekann­ten Modell von Frie­de­mann Schulz von Thun zufol­ge hat jede Nach­richt vier Sei­ten (vgl. Mit­ein­an­der reden 1: Stö­run­gen und Klä­run­gen. All­ge­mei­ne Psy­cho­lo­gie der Kom­mu­ni­ka­ti­on). Neben dem Sach­in­halt, gebe ich als Sen­der auch immer etwas von mir selbst preis (Selbst­of­fen­ba­rung), möch­te ich den Emp­fän­ger zu etwas ver­an­las­sen (Appell) und mache ich eine Aus­sa­ge wie ich zum Emp­fän­ger ste­he (Bezie­hung). Eben­so hört der Emp­fän­ger mit die­sen vier „Ohren“ vier ver­schie­de­ne Bot­schaf­ten. (Die mög­li­chen Ver­wir­run­gen ange­sichts die­ser Kom­ple­xi­tät kann sich jeder aus­ma­len anhand des Sat­zes „Es ist grün.“ gespro­chen von einem Mann als Bei­fah­rer einer Frau.) Eine Nach­richt ist ent­hält also mehr als den rei­nen Sach­in­halt. Damit beein­flusst jeg­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on ganz wesent­lich die Bezie­hung der Men­schen zuein­an­der. Kom­mu­ni­ka­ti­on formt letzt­lich die Kul­tur im Unter­neh­men, im Pro­jekt, im Team. Es lohnt sich also dar­über nach­zu­den­ken, wie wir eigent­lich mit­ein­an­der reden.

Das Fun­da­ment gelun­ge­ner Kom­mu­ni­ka­ti­on bil­den die rich­ti­gen Grund­hal­tun­gen. Kon­kre­te Tech­ni­ken las­sen sich nur auf Basis der fol­gen­den auf­rich­tig geleb­ten Grund­hal­tun­gen ein­üben, falls die Tech­ni­ken dann noch not­wen­dig sind:

  • Wert­schät­zung: Ich respek­tie­re mein Gegen­über als kom­ple­xes Indi­vi­du­um. Hier­zu gehört auch, dass die Bezie­hungs­sei­te der Nach­richt umkehr­bar ist, d.h. mein Gegen­über soll­te mit mir genau­so reden dür­fen, wie ich mit ihm.
  • Posi­ti­ve Absicht: Ich gehe grund­sätz­lich davon aus, dass mein Gegen­über in posi­ti­ver Absicht han­delt, ins­be­son­de­re dass er mich ver­ste­hen will. Selbst schein­bar unsin­ni­ge und bös­ar­ti­ge Reak­tio­nen ver­fol­gen eine posi­ti­ve Absicht, die ich erst ver­ste­hen muss um ange­mes­sen und sinn­voll reagie­ren zu können.
  • Eige­ner Ein­fluss­be­reich: Stö­run­gen ver­su­che ich zunächst durch Ände­rung mei­nes Ver­hal­tens zu besei­ti­gen, anstatt mei­nem Gegen­über Dumm­heit, Unfä­hig­keit oder Bös­wil­lig­keit zu unter­stel­len und zu ver­su­chen ihn zu beein­flus­sen und zu verändern.
  • Unter­schied­li­che Land­kar­ten: Es gibt kei­ne objek­ti­ve, für alle gül­ti­ge, Rea­li­tät (vgl. Radi­ka­ler Kon­struk­ti­vis­mus). Jeder hat sei­ne eige­ne Land­kar­te. Und jede die­ser Land­kar­ten ist gleich rich­tig oder falsch. Um ver­stan­den zu wer­den, muss ich die Land­kar­te des ande­ren kennen.
  • Erst ver­ste­hen, dann ver­stan­den wer­den: Auf­grund der ver­schie­de­nen aber gleich­be­rech­tig­ten Land­kar­ten, ver­su­che ich zunächst mein Gegen­über, sei­nen Stand­punkt und sei­ne Gefüh­le mög­lichst gut zu ver­ste­hen. Dies gilt ins­be­son­de­re bei uner­war­te­ten oder uner­wünsch­ten Reak­tio­nen auf mei­ne Nachrichten.

Eine wich­ti­ge, wenn nicht die wich­tigs­te, Auf­ga­be von Füh­rungs­kräf­ten ist es die­se Grund­hal­tun­gen in ihrer Kom­mu­ni­ka­ti­on vor­zu­le­ben. Nach und nach wer­den sich die­se Grund­wer­te durch­set­zen und die Kul­tur zum Bes­se­ren ver­än­dern. Klingt ein­fach, erfor­dert aber viel Auf­merk­sam­keit und die Bereit­schaft und den Frei­raum das eige­ne Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­hal­ten zu reflek­tie­ren. Wie gesagt: Kom­mu­ni­ka­ti­on ist schön, macht aber viel Arbeit.



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