Projektleiter durchlaufen drei Stadien in ihrer Entwicklung vom Experten zur Führungskraft. Wer sich durch sehr gute Arbeit hervortut wird zunächst zum Vorarbeiter und entwickelt sich dann zum verwaltenden Manager des Projekts. Viele bleiben auf dieser Ebene stehen und reiben sich dort auf zwischen Micromanagement und Kontrollzwang. Nur wenige schaffen den Sprung vom Manager zum echten Gestalter ihrer Projekte. Eine kurze Typologie der drei Entwicklungsstufen.
Der Vorarbeiter: Primus inter pares
Charakteristisch für diese Stufe ist die enge Verbundenheit mit der Projektarbeit. Der Vorarbeiter leitet zwar durchaus andere an, arbeitet aber gerne und viel selbst mit. Er ist der Top-Experte und ist stolz auf sein Expertentum. Alles was mit Verwaltung und Planung zu tun hat, ist für den Vorarbeiter ein notwendiges Übel, das er aber in Kauf nimmt für seine herausgehobene Position.
Der Manager: Verwalten und kontrollieren
Früher oder später werden dem Vorarbeiter immer mehr verwaltende Tätigkeiten des Projektmanagements übertragen: Ablaufpläne, Einsatzplanung, Kapazitätsplanung, Auslastungskontrolle und vieles mehr. Nach und nach löst sich der zum Manager aufgestiegene Vorarbeiter von der Expertentätigkeit. Aber nicht zu weit. Er hält sich in der Regel für unersetzlich. Schließlich plant, steuert und kontrolliert er alles. Ohne ihn würde der Laden schon lange im Chaos versinken. Arbeitsergebnisse werden von ihm intensiv geprüft und freigegeben. Kommunikation mit dem Auftraggeber geht grundsätzlich über ihn. Immerhin ist er ja für das Projekt verantwortlich. Charakteristisch für diese Stufe ist ein enormer Arbeitseinsatz und eine heldenhafte Selbstaufopferung.
So much of what we call management consists in making it difficult for people to work.
Peter Drucker
Der Gestalter: Hilfe zur Selbstorganisation
Schnell wird der eben beschriebene Managertypus so zum Engpass im Projekt. Und die derart an der kurzen Leine gehaltenen Mitarbeiter werden unzufrieden. Beide Probleme lassen sich aber nur mit einer radikalen Veränderung der bisherigen Glaubenssätze lösen, weshalb dieser Sprung für viele Projektleiter nicht ganz einfach ist. Auf den vorigen Stufen stand nämlich immer die persönliche Leistung im Vordergrund, ob als Top-Experte oder als Projektheld. Gestalter wird aber nur, wer sich selbst in den Dienst des Projekts stellt und es anderen ermöglicht erfolgreich im Projekt zu arbeiten. Das oberste Ziel des Gestalters ist es sich entbehrlich zu machen im Sinne eines perfekt selbst-organisiert ablaufenden Projekts. Charakteristisch für den Gestalter ist ein großes Vertrauen in die Mitarbeiter. Er schafft eine positive Fehlerkultur im Projekt, agiert hauptsächlich als Coach und gibt Hilfe zur Selbsthilfe. Auf der Arbeitsebene findet man den Gestalter selten und dann nur kurz. Dadurch erhält sich der Gestalter die entscheidenden Spielräume für die wichtigen aber meist (noch) nicht dringenden Führungsaufgaben.
Der beste Führer ist der, dessen Existenz gar nicht bemerkt wird, der zweitbeste der, welcher geehrt und gepriesen wird, der nächstbeste der, den man fürchtet und der schlechteste der, den man hasst. Wenn die Arbeit des besten Führers getan ist, sagen die Leute: »Das haben wir selbst getan«.
Lao Tse
Artikelbild: William Murphy bei flickr.com (CC BY-SA 2.0)