Zeit, Budget und Inhalt, diese drei Größen gelten seit jeher als Maßstab für den Erfolg eines Projekts. Sie sind das magische Dreieck des Projektmanagements. Ein Projekt gilt als umso erfolgreicher je besser die Zielvorgaben hinsichtlich Zeit, Budget und Inhalt eingehalten werden. Das Dreieck als Symbol ist gut gewählt, beschreibt es doch die Abhängigkeiten der drei Dimensionen Zeit, Budget und Inhalt zutreffend: Jeder dieser Parameter hängt von den anderen beiden ab. Als so starres Korsett ist das magische Dreieck allerdings unbrauchbar, weil praktisch nie alle drei Vorgaben eingehalten werden können. Vielmehr muss in jedem Projekt und jeder Projektsituation entschieden werden, welche der drei Dimensionen geopfert werden soll, um die anderen beiden einigermaßen einzuhalten.
Der Standardreflex um den Zeitplan eines verspäteten Projekts zu retten ist der Einsatz zusätzlicher Mitarbeiter. Im Sinnes des magischen Dreiecks wurde also die Dimension Budget zugunsten der beiden anderen aufgegeben oder wenigstens aufgeweicht. Ein Versuch, der in der Praxis jedenfalls in Softwareprojekten meistens scheitert.
Adding manpower to a late software project makes it later.
Brooks’ Law
Wenn mehr Budget nichts gebracht hat, wird die zweite Dimension geopfert und eine Verzögerung des Projekts kommuniziert. Nicht die volle Wahrheit allerdings (denn die kennt keiner und will keiner hören), sondern erst nach und nach von Lenkungskreis zu Lenkungskreis. Um die versenkten Kosten teilweise wieder einzusparen und die ständig knappen Terminvorgaben irgendwie einzuhalten, werden schließlich auch noch Abstriche in der Qualität und am Umfang in Kauf genommen. Wie so oft wird damit das magische Dreieck des Projektmanagements zum Bermudadreieck.
How does a project get to be a year behind schedule? One day at a time.
Fred Brooks
An der Stelle darf nun der Hinweis auf agile Vorgehensmodelle wie Scrum nicht fehlen. Weniger weil ich der Meinung bin, dass damit alle Projekte besser würden, sondern weil dort diese drei Dimensionen ganz bewusst ganz anders abgewogen werden. Der Inhalt unterliegt bei agilen Ansätzen prinzipiell einer ständigen Veränderung und Priorisierung. »Responding to change over following a plan« heißt es dazu im Agilen Manifest. Zeit und Budget sind kein Problem, weil kontinuierlich geliefert wird und das Wichtigste zuerst. Dadurch ist am Ende der Zeit und des Budgets (sofern beides einigermaßen sinnvoll gewählt wurde) auf jeden Fall die wichtigsten Anforderungen umgesetzt. Und wenn wir ganz ehrlich sind, waren die restlichen meistens ohnehin die berühmten goldenen Wasserhähne.