Veränderung braucht Störung. Jede Organisation braucht Menschen, die den Status quo hinterfragen. Als Hofnarren oder als Organisationsrebellen sorgen sie für konstruktive Irritation und verhindern so gefährlichen Stillstand. Nach den an die Organisationsrebellen selbst gerichteten zehn Prinzipien stellt sich nun natürlich die Frage, wie man als Führungskraft eine Umgebung für konstruktives Rebellentum schafft und Rebellen führt, fordert und coacht.
Dazu passend veröffentlichte Tanmay Vora basierend auf der Idee von Lois Kelly und Carmen Medina bei Rebels at Work folgende schöne Sketchnotes unter einer Creative Commons CC BY-NC-ND 4.0 Lizenz.
Wer als Führungskraft Rebellen fördern will, schafft eine Kultur in der die Vielfalt geschätzt wird. Er schafft einen geschützten Raum, in dem es gewünscht und geschätzt wird, den Status quo zu hinterfragen. Und dieser Raum erstreckt sich deutlich über den eigentlichen Verantwortungsbereich der Führungskraft hinaus. Im Dschungel der Politik in der Organisation gibt es genügend Fallstricke, die eine sofortige und mehr oder weniger harte Immunreaktion des Systems auslösen. Diese Fallstricke zu erkennen und zu vermeiden und so seine Rebellen zu beschützen, ist Aufgabe der Führungskraft. Und macht sie damit selbst zum Rebellen.
Management is doing things right; leadership is doing the right things.
Peter F. Drucker
Ein entscheidender Aspekt fehlt in der Aufstellung von Lois Kelly und Carmen Medina oder war ihnen implizit klar: Rebellen brauchen Freiraum, um erstens den Status quo überhaupt hinterfragen zu können und zweitens und noch viel wichtiger, um Neues, Anderes und hoffentlich Besseres denken und ausprobieren zu können. Richtig gut wird es aber, wenn nicht nur wenige auserwählte Rebellen diesen Freiraum haben, sondern möglichst viele, so dass die rebellischen Ideen auf positive Resonanz treffen können. Diesen Freiraum zu schaffen durch konsequente Fokussierung auf das Wesentliche und eine Kultur der Nachhaltigkeit in der Beschäftigtsein nicht mit Produktivität verwechselt wird, auch das ist eine wesentliche Führungsaufgabe.
In einer solchen Umgebung fühlen sich Rebellen wohl und wollen und dürfen dann auch gefordert werden. Manchmal braucht es nur noch einen kleinen Schubs der Ermächtigung und eingetrocknete und verkrustete Kulturen blühen wieder auf. Satya Nadella, CEO Microsoft, beschreibt dieses Empowerment als Schlüsselfaktor sehr schön in seinem neuen Buch „Hit Refresh“:
The key to the culture change was individual empowerment. We sometimes underestimate what we each can do to make things happen, and overestimate what others need to do for us. I became irritated once during an employee Q&A when someone asked me, „Why can’t I print a document from my mobile phone?“ I politely told him, „Make it happen. You have full authority.“
Satya Nadella, Hit Refresh
Je länger man nun über diese Aufgaben der Führung nachdenkt, desto mehr kommt man zu dem Schluss, dass das alles eigentlich gar nicht so viel mit Rebellen zu tun hat. Oder anders gesagt: Jeder Mitarbeiter sollte wie ein Rebell geführt werden. Jeder sollte Freiraum haben, sich auszuprobieren und zu lernen ohne in den Mühlen der Politik unterzugehen. Jeder sollte den Freiraum haben, über den Tellerrand zu schauen und den Status quo zu hinterfragen. Und jeder sollte ermächtigt und ermutigt werden, davon auch Gebrauch zu machen.
5 Kommentare
Interessant, ja richtig – warum aber nur gibt es so wenig Rebellen und Rebellion? Vermutlich, weil genau die den Ausführungen zustimmen, die Rebellen im realen Leben fürchten oder beiseite räumen. Es ist schon etwas komplizierter…
Natürlich ist gute Führung nicht einfach. Und genau deshalb macht sie langfristig den Unterschied. Leider tendieren viele Führungskräfte und Organisationen dazu, Gleichförmigkeit zu kultivieren und zu verwalten. Kurzfristig bringt das Effizienz und Erfolg. Und genau darin liegt der Keim zum Niedergang.
Wie durchbricht/ändert/verbessert man aus Ihrer Sicht eine Unternehmenskultur, in der es sich zum Großteil Nicht-Rebellen auf den Führungspositionen bequem gemacht haben und Karriere nur für ebendiese möglich ist? Oder ist es eine Illusion zu glauben, dass Rebellen auch die besseren/zukunftsfähigeren Führungskräfte sind?
Das ist schwierig. Es braucht schon ein Grundverständnis bei der Führung, dass Abweichungen gewünscht und sinnvoll sind. Wo nur Konformität verwaltet wird, besteht wenig Hoffnung. Gerade in großen Organisationen ist das aber zum Glück nicht überall der Fall. Diese Enklaven sollte man suchen. Jeder sollte ein bisschen Rebell sein. Eine gute Führungskraft fördert das.
„warum aber nur gibt es so wenig Rebellen?“
Die Antwort lautet: Angst…