Ein Projektcoach macht Menschen im Projekt erfolgreich. Er ist Coach, Berater und Diskussionspartner in einer Person; er agiert als graue Eminenz im Hintergrund. Sein Handwerkszeug sind in erster Linie Fragen: im Idealfall erkennt oder erarbeitet der Anwortende sich dabei die Lösung selbst. Die Themen sind so vielfältig wie die Menschen und ihre jeweiligen Rollen im Projekt: vom persönlichen Coaching des Projektleiters bis hin zum detaillierten Hinterfragen des Risikomanagements. In dieser Artikelserie erscheinen jede Woche fünf typische Fragen eines Projektcoaches zu einem ausgewählten Thema. Diese Fragen geben einen ersten Eindruck von Projektcoaching und regen an zum Nachdenken über das eigene Projekt und die eigene Rolle darin.
Thema der Woche: Ziele des Projekts
Haben uns verlaufen, kommen aber gut voran (Tom deMarco)
Die Kunden und deren Vorstellung vom Nutzen des Projekts zu kennen ist die Voraussetzung für den Projekterfolg. Aber erst die Übersetzung des notwendigerweise unpräzisen Nutzens in konkrete Ziele lässt den hehren Wünschen echte Taten folgen. Der Projektmanager erfüllt mit der Festlegung und Verhandlung der Ziele eine der grundlegenden Aufgaben von Management: Arbeit produktiv einsetzen und Menschen erfolgreich machen.
Fünf Fragen zu den Zielen des Projekts
- Gibt es einen schriftlichen Projektauftrag? Kennen ihn alle?
- Über welche Zielformulierungen wurde lange gerungen? Warum?
- Welche Ziele stehen in Widerspruch? Welche Kompromisse wurden gefunden?
- Welche konkreten Tätigkeiten im Projektplan tragen zur Erreichung der Ziele bei?
- Welche Tätigkeiten im Projektplan tragen nicht direkt zur Erreichung der Ziele bei?
Die Fragen beleuchten, ob Ziele vom Nutzen der Stakeholder abgeleitet wurden. Ob sie möglichst präzise und unmissverständlich formuliert wurden. Oft gibt es nur wachsweiche Formulierungen, weil jede Präzisierung Konflikte zwischen verschiedenen Stakeholdern hervorgerufen hätte. Es ist verständlich diese Konflikte zu Projektbeginn zu scheuen, aber nicht sehr klug. Es ist keine Frage, ob diese Konflikte zu Tage treten, sondern nur wann: je später, desto größer der Schaden für das Projekt. Darum ist es ratsam, bereits zu Beginn die Konfrontation zu suchen und die Abstimmung der Ziele nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Sie sind es dem Kunden und Ihren Mitarbeitern schuldig:
There is nothing so useless as doing efficiently that which should not be done at all. (Peter F. Drucker)
Natürlich sind diese Fragen nur der Einstieg ins Projektcoaching. Ein erfahrener Projektcoach wird anhand der Antworten vertiefende Fragen stellen und so die Antworten immer schärfer herausarbeiten.
Vorangegangene Teile der Serie Projektcoaching
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Das Artikelbild wurde von von marfis75 unter dem Titel “bull’s eye″ auf Flickr veröffentlicht (Bestimmte Rechte vorbehalten).
1 Kommentar
Es ist verständlich diese Konflikte zu Projektbeginn zu scheuen, aber nicht sehr klug. Es ist keine Frage, ob diese Konflikte zu Tage treten, sondern nur wann: je später, desto größer der Schaden für das Projekt.
Diese Sätze sollte man sich immer wieder aufs neue bewusst machen.