Sich über das Umfeld eines Geschäftsfeldes IT-Projektcoaching Gedanken zu machen, ist die erste grundlegende Aufgabe von Management. Dem muss aber sofort die zweite folgen und die heißt: den eigenen Beitrag, die eigene Mission zu definieren. Oder mit den Worten von Peter F. Drucker:
The assumptions about mission define what an organization considers to be meaningful results; in other words, they point to how it envisions itself making a difference in the economy and in society in large. (Peter F. Drucker. Management Rev Ed. S. 90.)
Die Annahmen über das Umfeld von IT-Projektcoaching lauten zusammengefasst: IT-Projekte werden größer und komplexer; der Projekterfolg wichtiger und unternehmenskritischer denn je. Projektteams bestehen zunehmend aus Mitarbeitern verschiedener Unternehmen, verteilt auf verschiedene Standorte und sozialisiert in unterschiedlichen Kulturen. Die Herausforderung im Management von IT-Projekten ist damit ganz klar die Führung von Wissensarbeitern unter extremen Bedingungen. IT-Projektcoaching bietet in dieser immer komplexer werdenden Projektlandschaft zusätzliche Sicherheit: IT-Fachkräfte werden im Projekt individuell gefördert; sie werden gefordert, aber nicht überfordert und sammeln gezielt wertvolle Erfahrungen.
Individuelle Förderung
Wenn Fachkräfte in der IT Mangelware bleiben, wird es umso wichtiger für Arbeitgeber, attraktiv zu sein und attraktiv zu bleiben. Eine Trumpfkarte in diesem Spiel sind die Möglichkeiten zur individuellen Entfaltung und zur Weiterentwicklung. Die persönliche Förderung wird zur neuen Leitwährung in der Führung von IT-Fachkräften und Wissensarbeitern ganz allgemein. Nicht als Bonus, sondern als grundlegenden Bestandteil der Entlohnung ist Weiterentwicklung zu sehen und muss entsprechend ernst genommen werden. Mitarbeiter wollen individuell gefördert werden. Und sie müssen auch individuell gefördert werden, um den Fachkräftemangel durch höhere Produktivität ausgleichen zu können.
IT-Projektcoaching bietet diese individuelle Förderung im Kontext von IT-Projekten. Ein Projektcoach gibt zusätzliche Sicherheit, indem er oder sie das Spielfeld absteckt, auf dem sich noch unerfahrene Mitarbeiter ganz praktisch versuchen können: sie werden gefordert, aber nicht überfordert. IT-Projektcoaching gibt Raum zur Erprobung und zur Entfaltung; aber nicht grenzenlos, sondern im klar abgesteckten Rahmen. Wertvolle Erfahrung ist damit kein Zufallsprodukt, sondern wird ganz gezielt aufgebaut.
IT-Projekte werden zunehmend komplexer, die Vorhaben größer, internationaler und die Teams heterogener und verteilter. Dadurch liegt – aufbauend auf soliden Grundlagen in den Methoden des Projektmanagements und des Softwareengineering – der Schlüssel zum Erfolg in der Führung. Die Grundlagen von Projektmanagement und Softwareengineering lassen sich gut in Schulungen vermitteln. Aber erst Führung macht dieses theoretische Wissen effektiv und setzt die Arbeitskraft der Mitarbeiter wirksam ein. Die Aufgabe eines Projektcoachs ist es, Menschen in Führungsrollen in IT-Projekten erfolgreich zu machen: Er oder sie bietet einen sicheren Rahmen zur Erprobung des theoretischen Schulungswissens in der rauen Praxis des Projektalltags, gibt Hilfestellung und Feedback, berät und unterstützt, ist Sparringspartner und graue Eminenz.
Aber nicht nur der Einzelne profitiert von IT-Projektcoaching, sondern die gesamte Organisation. Noch unerfahrene, aber hochmotivierte Mitarbeiter haben oft eine erfrischende Art, den Status quo der Prozesse und Methoden kritisch in Frage zu stellen. Indem ein Projektcoach diesen frischen Ideen Raum gibt, sie diskutiert und abrundet, schafft er oder sie auch der Organisation als Ganzes ein Spielfeld zum Hinterfragen von Prozessen und eröffnet Möglichkeiten, eingefahrene Pfade zu verlassen.[1. Diesen Gedanken verdanke ich dem sehr lesenswerten Buch Feel it!: So viel Intuition verträgt Ihr Unternehmen von Andreas Zeuch.]
Führung unter extremen Bedingungen
IT-Projekte bedeuten Führung unter extremen Bedingungen. Die Vorhaben sind zunehmend unternehmenskritisch und entsprechend sichtbar. Die Teams bestehen zunehmend aus einem Geflecht von Mitarbeitern der eigenen Organisation, von Dienstleistern und von freiberuflichen Mitarbeitern, allesamt Experten in ihren Spezialgebieten. Führung heißt daher in erster Linie dienende Führung – vorbei sind die Zeiten der heroischen Führungskraft. Agile Vorgehensmodelle wie Scrum & Co. setzen den Trend: Das Team ist der Star und die Aufgabe des Projektmanager ist es, die Arbeitskraft und die Fähigkeiten der Mitarbeiter möglichst wirksam einzusetzen. Das erfordert einerseits, Nutzen, Sinn und Richtung des Projekts zu erkennen und vermitteln zu können; andererseits heißt es, Vertrauen in die Selbstorganisation des Teams zu haben und es dabei zu unterstützen. Für dieses Führungsverständnis stehe ich, dieses Führungsverständnis lebe und vermittle ich.
Ein Projektcoaches sorgt ganz automatisch für Kommunikation und Diskussion. Er oder sie bringt die richtigen Themen auf den Tisch und kümmert sich darum, nichts zu vergessen. Tom deMarco weist zurecht darauf hin, dass es in Projekten eine bei weitem unterschätzte Rolle gibt, nämlich die der katalytischen Persönlichkeit:
Es gibt so etwas wie eine katalytische Persönlichkeit. Solche Menschen leisten einen Projektbeitrag, indem sie dem Team helfen, zusammenzuwachsen und gesund und produktiv zu bleiben. Selbst wenn eine Katalysator-Persönlichkeit nichts sonst leisten würde (meistens leistet sie sehr viel mehr), ist sie allein aufgrund ihrer Katalysator-Rolle wichtig und wertvoll. (Tom deMarco. Peopleware)
Oft nehmen erfahrene Projektmanager diese Rolle automatisch wahr und praktizieren „Management by walking around“. Einem noch unerfahrenen Projektmanager kann man diesen „Katalysator“ in Form eines Projektcoaches zur Seite stellen.
Fazit
IT-Projektcoaching bietet in einer immer komplexer werdenden Projektlandschaft zusätzliche Sicherheit. IT-Fachkräfte werden im Projekt individuell gefördert; sie werden gefordert, aber nicht überfordert. IT-Projektcoaching bietet einen sicheren Rahmen, innerhalb dessen praktische Erfahrungen in der Führung von Projektteams gesammelt werden können.
Bildnachweis
Das Artikelbild wurde von koocbor unter dem Titel „20100501 – Learning the Ropes“ auf Flickr veröffentlicht (Bestimmte Rechte vorbehalten).