Ein Projektcoach macht Menschen im Projekt erfolgreich. Er ist Coach, Berater und Diskussionspartner in einer Person; er agiert als graue Eminenz im Hintergrund. Sein Handwerkszeug sind in erster Linie Fragen: im Idealfall erkennt oder erarbeitet der Anwortende sich dabei die Lösung selbst. Die Themen sind so vielfältig wie die Menschen und ihre jeweiligen Rollen im Projekt: vom persönlichen Coaching des Projektleiters bis hin zum detaillierten Hinterfragen des Risikomanagements. In dieser Artikelserie erscheinen jede Woche fünf typische Fragen eines Projektcoaches zu einem ausgewählten Thema. Diese Fragen geben einen ersten Eindruck von Projektcoaching und regen an zum Nachdenken über das eigene Projekt und die eigene Rolle darin. Das Thema dieser Woche ist bereits in vorangegangenen Teilen der Serie angeklungen: Die entscheidende Bedeutung des Projektstarts.
Thema der Woche: Der Projektstart
Die Weichen für den Projekterfolg werden zu Beginn gestellt. Diese entscheidende Bedeutung der Initialisierungsphase eines Projekts ist bereits in den Folgen zum Nutzen, zu den Zielen und zu den Lieferergebnissen des Projekts angeklungen. Es ist nicht etwa so, dass die Tätigkeiten der Startphase außergewöhnlich kompliziert wären. Problematisch ist vielmehr die Kombination aus unvertrautem Terrain und Zeitdruck. Das Ergebnis kennen wir alle: überhastet gestartete Projekte mit unklarem Nutzen, weichgespülten Zielen und vergessenen Lieferergebnissen. Von einem konzertierten Zusammenwirken des Teams kann unter diesen Bedingungen keinen Rede sein, eher schon von operativer Hektik. Oder mit den Worten von Tom deMarco:
Haben uns verlaufen, kommen aber gut voran!
Natürlich hat es lange gedauert bis das Projekt endlich genehmigt war. Selbstverständlich war der in der Genehmigungsphase avisierte Termin schon sehr optimistisch. Und nun möchte der Projektmanager plötzlich wieder über Nutzen und Ziele sprechen? Reine Zeitverschwendung: Ist doch schon alles klar! Der erfahrene Projektmanager hält diesen Druck aus und lässt sich nicht drängen. Schon Abraham Lincoln soll gesagt haben:
Wenn ich 5 Stunden Zeit hätte, einen Baum zu fällen, würde ich erst einmal 3 Stunden lang die Säge schärfen.
Fünf Fragen zum Start des Projekts
- Welche Konflikte gab es in der Startphase? Über welche Themen?
- Wer hat an der Initialisierung des Projekts in welcher Weise mitgewirkt? Wer nicht?
- Wie wurden die Konflikte in der Startphase gelöst? Spielen sie immer noch eine Rolle?
- Wie wurden die Ergebnisse und Vereinbarungen der Startphase dokumentiert?
- Wenn Sie das Projekt nochmals starten könnten, was würden Sie anders machen?
Natürlich sind diese Fragen nur der Einstieg ins Projektcoaching. Ein erfahrener Projektcoach wird anhand der Antworten vertiefende Fragen stellen und so die Antworten immer schärfer herausarbeiten. Gerade in der Startphase kann ein externer Projektcoach sehr hilfreich sein, um den enormen Druck standzuhalten.
Vorangegangene Teile der Serie Projektcoaching
- Projektcoaching (01): Nutzen erkennen
- Projektcoaching (02): Kommunikation
- Projektcoaching (03): Ziele
- Projektcoaching (04): Rollen
- Projektcoaching (05): Risiken
- Projektcoaching (06): Lieferergebnisse
Bildnachweis
Das Artikelbild wurde von wwarby unter dem Titel „Pressure Gauge“ auf Flickr veröffentlicht (Bestimmte Rechte vorbehalten).