Kultur ist kein Schicksal

Jedes Unter­neh­men hat die Kul­tur die es ver­dient. Nicht im fata­lis­ti­schen Sin­ne auf­er­legt, son­dern im akti­ven Sin­ne, dass jedes Unter­neh­men sich sei­ne Kul­tur selbst geschaf­fen hat. Kul­tur als die Sum­me der Regeln und Nor­men, Wer­te und Prin­zi­pi­en und erwünsch­ter und uner­wünsch­ter Ver­hal­tens­wei­sen, kurz dafür wie es hier eben ist sind oder zu sein hat, ist von Men­schen geformt. Schuld sind wir also alle an der Kul­tur in unse­ren Orga­ni­sa­tio­nen, nur bewusst machen sich das die wenigs­ten und noch weni­ger han­deln aus die­sem Bewusst­sein her­aus, reflek­tie­ren die Kul­tur und ihr Ver­hal­ten und arbei­ten aktiv an der Ver­än­de­rung der Kultur.

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L’En­fer c’est les aut­res. („Die Höl­le, das sind die ande­ren.“) Damit beschreibt Jean-Paul Sat­re auch recht gut, wie wir meis­tens die Kul­tur in Unter­neh­men sehen. Die ande­ren sind das Pro­blem. Die ande­ren Mit­ar­bei­ter, die ande­ren Abtei­lun­gen, das Manage­ment. Oder die Umstän­de, was aber letzt­lich nur ein ande­res Wort für die Kul­tur in Sum­me ist. Nur weni­ge kom­men auf die Idee, Ver­ant­wor­tung für die Kul­tur zu über­neh­men. Schließ­lich steht es nicht in ihrer Rol­len­be­schrei­bung oder ihrer Ziel­ver­ein­ba­rung. Die­se Arbeit am Sys­tem scheint kei­ne rich­ti­ge Arbeit zu sein oder jeden­falls nicht Teil der Arbeit des ein­fa­chen Mitarbeiters.

Sei Du selbst die Ver­än­de­rung, die Du Dir wünschst für die­se Welt.
Mahat­ma Gandhi

Wir müs­sen die Mit­ar­bei­ter ermäch­ti­gen und ermu­ti­gen, aktiv an der Kul­tur zu arbei­ten und eben nicht nur in der Kul­tur. Nur durch die­se per­ma­nen­te Aus­ein­an­der­set­zung aller mit der Kul­tur und die per­ma­nen­te Refle­xi­on der Kul­tur ver­än­dert sich die­se wirk­lich. Jahr für Jahr repro­du­ziert der Gal­lup Enga­ge­ment Index mehr oder weni­ger die­sel­ben trau­ri­gen Ergeb­nis­se: 70% der Arbeit­neh­mer in Deutsch­land machen Dienst nach Vor­schrift, 15% haben schon inner­lich gekün­digt und ledig­lich 15% wei­sen eine hohe emo­tio­na­le Bin­dung mit der Orga­ni­sa­ti­on auf. Dienst nach Vor­schrift heißt aber umge­kehrt auch, sich eben nicht um die Kul­tur und um das Mit­ein­an­der zu küm­mern. Was die 70% frei­lich nicht davon abhält, bei jeder Gele­gen­heit gemein­sam dar­über zu kla­gen und zu jam­mern, wie büro­kra­tisch, ent­mün­di­gend, miss­trau­isch, usw. das alles sei.

Cus­to­mers will never love a com­pa­ny until the employees love it first.
Simon Sinek

Auch wenn der Ein­zel­ne ohn­mäch­tig gegen­über dem gesam­ten Orga­ni­sa­ti­ons­ap­pa­rat und sei­ner kul­tu­rel­len Mecha­nik erscheint, ist es doch am Ende das täg­li­che Ver­hal­ten jedes Ein­zel­nen das die­se Kul­tur bestä­tigt oder eben ver­än­dert. Dabei ist natür­lich jedes von der Kul­tur abwei­chen­de Ver­hal­ten eine Stö­rung und wird vom Sys­tem mehr oder weni­ger sank­tio­niert. Wo Füh­rung nor­ma­ler­wei­se durch Micro­ma­nage­ment und Über­be­hü­tung gekenn­zeich­net ist, wird bei­spiels­wei­se Füh­rung zur Selbst­füh­rung irgend­wo zwi­schen Faul­heit, Unfä­hig­keit und Ver­nach­läs­si­gung der Für­sor­ge­pflicht inter­pre­tiert und dis­kre­di­tiert. Wo Miss­trau­en und die Suche nach Schul­di­gen das beherr­schen­de Mus­ter der Zusam­men­ar­beit sind, wirkt sogar schon die auf­rich­tig gezeig­te Dank­bar­keit ver­däch­tig und ver­stö­rend. Und das ist gut so: Ver­än­de­rung braucht Stö­rung. Ent­schei­dend ist, dass jeder die Arbeit an der gemein­sa­men Kul­tur als einen wich­ti­gen Teil sei­ner Arbeit begreift.



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