Führen mit Sinn und Vertrauen

Die urei­gens­te Auf­ga­be von Füh­rung ist es, Ori­en­tie­rung zu bie­ten. Genau des­halb ist Füh­rung gera­de in agi­len Orga­ni­sa­tio­nen wich­tig. Agi­li­tät braucht Ori­en­tie­rung damit sie effek­tiv gelin­gen kann. Ohne die­se Ori­en­tie­rung wird Agi­li­tät belie­big. Es fehlt die Aus­rich­tung auf ein gemein­sa­mes Ziel. Stellt sich die Fra­ge, wie Füh­rung heu­te Ori­en­tie­rung geben soll. Einer­seits durch Vor­ga­ben und kon­kre­te Anwei­sun­gen steu­ernd und die Ergeb­nis­se kon­trol­lie­rend oder ande­rer­seits durch Visi­on und Sinn die Rich­tung grob wei­send und auf best­mög­li­che Bei­trä­ge der geführ­ten Teams ver­trau­end. „Sinn und Ver­trau­en mehr als Anwei­sung und Kon­trol­le“ heißt des­halb die drit­te The­se des Mani­fests für mensch­li­che Füh­rung (das bei der Gele­gen­heit auch gleich unter­schrie­ben wer­den darf), die in die­sem drit­ten Teil der Erläu­te­run­gen ein wenig genau­er betrach­tet wird.

Ein Kern­ele­ment von Agi­li­tät sind auto­nom agie­ren­de Teams. Erst durch die Schnel­lig­keit von dezen­tral im Team getrof­fe­nen Ent­schei­dun­gen ergibt sich die Fle­xi­bi­li­tät und Kun­den­ori­en­tie­rung, für die agi­le Orga­ni­sa­tio­nen so bewun­dert wer­den. Wie Hen­rik Kni­berg in der Gra­fik oben schön dar­stellt braucht die Auto­no­mie aber Ori­en­tie­rung. Die Ori­en­tie­rung trägt also ganz wesent­lich dazu bei, die geführ­ten Mit­ar­bei­ter im Sin­ne des gemein­sa­men Ziels wirk­sam wer­den zu las­sen. Genau das aber muss das Ziel von Füh­rung sein: Ande­re erfolg­reich machen.

Even if employ­ed full-time, fewer and fewer peo­p­le are „sub­or­di­na­tes“ — even in fair­ly low-level jobs. Incre­asing­ly they are „know­ledge workers.“ And know­ledge workers are not sub­or­di­na­tes; they are „asso­cia­tes.“ For, once bey­ond the app­ren­ti­ce stage, know­ledge workers must know more about their job than their boss does — or else they are no good at all.
Peter F. Dru­cker, Management’s New Para­digm, 1998

Peter F. Dru­cker erkann­te schon recht früh, dass Wis­sens­ar­bei­ter anders geführt wer­den müs­sen. Wis­sens­ar­beit ist gera­de dadurch gekenn­zeich­net, dass der Wis­sens­ar­bei­ter der Exper­te ist und sei­ne Pro­duk­ti­ons­mit­tel im Sin­ne sei­nes Kön­nens und Wis­sens selbst besitzt. Daher muss der Wis­sens­ar­bei­ter wie ein Part­ner behan­delt und geführt wer­den. Agi­le Teams sind also nur ein Spe­zi­al­fall die­ser all­ge­mei­ne­ren Fra­ge, wie man Wis­sens­ar­bei­ter führt. Die Ant­wort von Peter F. Dru­cker ist auch rela­tiv ein­fach: Wis­sens­ar­bei­ter müs­sen so geführt wer­den, als wür­den sie (ander­wei­tig finan­zi­ell abge­si­chert) auf frei­wil­li­ger Basis mit­ar­bei­ten. Wenn aber damit die übli­chen Druck­mit­tel weg­fal­len, bleibt nur übrig, einen Sinn und eine Visi­on anzu­bie­ten, wozu mög­lichst vie­le frei­wil­lig einen Bei­trag leis­ten wol­len, weil es ihnen wich­tig ist.

Hat man sein War­um des Lebens, so ver­trägt man sich fast mit jedem Wie.
Fried­rich Nietzsche

Dar­um legt die drit­te The­se des Mani­fests für mensch­li­che Füh­rung mehr Wert auf Sinn und Ver­trau­en als auf Anwei­sung und Kon­trol­le. Gleich­zei­tig sind die The­sen des Mani­fests ten­den­zi­el­le Aus­sa­gen und ganz am Ende des Mani­fests wird des­halb erklärt: „Das heißt, dass auch die Wer­te unten wich­tig sind, wir aber die her­vor­ge­ho­be­nen Wer­te oben höher ein­schät­zen.“ Hat aber heu­te nach den eben gemach­ten Über­le­gun­gen Anwei­sung und Kon­trol­le wirk­lich noch einen Wert?

In der Rein­form im Sin­ne von der Chef gibt mir eine Anwei­sung ohne wei­te­ren Kon­text sicher­lich immer weni­ger. Neben dem Ide­al einer kom­plett sinn­ge­lei­te­ten, visio­nä­ren Füh­rung und einer rei­fen Ver­trau­ens­kul­tur, in der jeder sein bes­tes gibt, um die Visi­on Rea­li­tät wer­den zu las­sen, wird es aber sicher­lich noch Abstu­fun­gen geben, die eher in Rich­tung von Anwei­sung und Kon­trol­le gehen. Ein zeit­ge­mä­ße Inter­pre­ta­ti­on lie­fert das aus dem Mili­tär bekann­te Füh­ren mit Auf­trag, wo zwar das Ziel des Auf­trags und die Rah­men­be­din­gun­gen vor­ge­ge­ben wer­den, die kon­kre­te Durch­füh­rung aber den Aus­füh­ren­den an vor­ders­ter Front über­las­sen bleibt. Kon­trol­le erfolgt dabei eher im Sin­ne einer gemein­sa­men Bewer­tung von Erfolg oder Miss­erfolg des Ergeb­nis­ses, um dadurch zu Ler­nen für die nächs­ten Schritte.

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Von Marcus Raitner

Hi, ich bin Marcus. Ich bin der festen Überzeugung, dass Elefanten tanzen können. Daher begleite ich Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Agilität. Über die Themen Führung, Digitalisierung, Neue Arbeit, Agilität und vieles mehr schreibe ich seit 2010 in diesem Blog. Mehr über mich.

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