Am 30.10.2020 fand die X‑Conference zum Thema „Corporate Digital Responsibility und Digitale Ethik“ statt. Meine mittlerweile auch als Video verfügbare Keynote drehte sich – wie zu erwarten – um das Manifest für menschliche Führung und konkret um die Frage, was (Corporate) Digital Responsibility mit moderner Führung zu tun hat. Meine Kernthese: Konzepte wie Digitale Ethik, Compliance oder Selbstorganisation in agilen Organisationen erfordern alle Disziplin jenseits von Gehorsam. Sie können nicht einfach angeordnet werden, sondern basieren auf der Eigenverantwortung der Mitarbeiter. Der Frage, wie diese Eigenverantwortung nachhaltig aktiviert werden kann, nähere ich mich im Vortrag mit diesen drei inspirierenden Geschichten rund um Vorbild, Verantwortung und Vertrauen.
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.
Mahatma Gandhi
Gandhi und der Zucker
Führung beginnt immer mit dem eigenen Vorbild und steht und fällt mit der Authentizität. Eine inspirierende Geschichte dazu erzählt man sich von Mahatma Gandhi. Eine Frau kam mit ihrem Sohn von weit her um Gandhi zu sehen. Sie war besorgt, weil ihr Sohn zu viel Zucker aß und, obwohl er davon krank wurde, nicht davon lassen konnte. Deshalb bat sie Gandhi, ihrem Sohn zu sagen, dass er aufhören solle, Zucker zu essen. Gandhi entsprach diesem Wunsch aber erst zwei Wochen später, weil er selbst erst auf Zucker verzichten musste, um authentisch diesen Rat geben zu können.
Netflix und das Atom-U-Boot
Was hat Netflix mit einem Atom-U-Boot gemeinsam? Obwohl beide auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten, ähnelt sich ihre Führungskultur. Reed Hastings, CEO von Netflix, ist stolz darauf, so wenige Entscheidungen wie möglich, und am besten ein ganzes Quartal lang gar keine, zu treffen. Und Captain David Marquet beschloss auf dem Atom-U-Boot USS Santa Fe, keine Befehle mehr zu geben. Beide setzen auf Kontext statt Kontrolle und sind damit außergewöhnlich erfolgreich.
Google und die Super-Hühner
William Muir von der Purdue University untersuchte die Produktivität von Hühnern. Für eine Gruppe wählte er nur die „Höchstleister“ aus und sorgte dafür, dass sich nur die besten dieser Super Chickens fortpflanzten. Die zweite Gruppe bestand aus durchschnittlichen Hühnern, die nicht weiter selektiert oder beeinflusst wurden. Nach sechs Generationen waren die Hühner in dieser Kontrollgruppe wohlgenährt, vollgefiedert und recht produktiv. Entgegen der naiven Erwartung war das in der Gruppe der Super Chickens leider ein wenig anders: Bis auf drei waren alle tot – von den anderen zu Tode gepickt.
Dass Höchstleister alleine noch kein Team machen, musste auch Google feststellen. Im Rahmen des Projekts Aristoteles wurde dort untersucht, welche Faktoren aus einer Gruppe von Menschen ein effektives Team machen. Der mit Abstand wichtigste war die psychologische Sicherheit. In wirklich effektiven Teams trauen sich die Mitglieder, offen die Meinung zu sagen, sich verwundbar zu zeigen und Risiken einzugehen. Diese psychologische Sicherheit ist die entscheidende Zutat, die aus dem Ganzen mehr als die Summe der Teile macht.
Das alles und noch ein bisschen mehr gibt es im folgenden Video meiner Keynote als Inspiration zum Nachhören, Nachdenken und Nachahmen.
Ein Kommentar
Lieber Markus, danke für die drei Geschichten. Hier meine Lieblingsgeschichte:
https://www.if-blog.de/rd/meine-lieblingsgeschichte-vom-professor-der-die-weltformel-erfand/
Es geht um die Weltformel, die alle Probleme löst :-)
Roland