Führen wie Buddha: 10 Tugenden menschlicher Führung

Führung ist eine Frage der inneren Haltung. Doch welche Haltung ist das? Ein guter Wertekanon findet sich im Buddhismus in Form der zehn Tugenden eines Herrschers.

Erken­ne dich selbst. So lau­tet die ers­te Maxi­me am Ein­gang des Appo­lon­tem­pels von Del­phi. Das ist auch die ers­te Maxi­me in Bezug auf Füh­rung, denn nur wer sich selbst füh­ren kann, kann ande­re füh­ren. Füh­rung beginnt immer mit Selbstführung.

All that we are is the result of what we have thought. The mind is ever­y­thing. What we think we become.

Bud­dha

Füh­rung ist eine Fra­ge der inne­ren Hal­tung. Doch wel­che Hal­tung ist das und was bedeu­tet es, sich selbst gut zu füh­ren? Ein guter, aber im Wes­ten lei­der weni­ger bekann­ter, Wer­te­ka­non fin­det sich im Bud­dhis­mus im soge­nann­ten Dasa­vid­ha-rājad­ham­ma, den zehn Tugen­den eines Herrschers:

  1. Wohl­tä­tig­keit (Dāna). Füh­rung endet nicht an den Mau­ern der Orga­ni­sa­ti­on, son­dern über­nimmt viel­mehr Ver­ant­wor­tung dar­über­hin­aus für die Gesellschaft.
  2. Sitt­lich­keit (Sīla). Ech­te Auto­ri­tät ist kei­ne Fra­ge der Posi­ti­on, son­dern des vor­bild­li­chen mora­li­schen Ver­hal­tens, denn Füh­rung beruht mehr auf Nach­ah­mung als auf Unter­ord­nung.
  3. Unei­gen­nüt­zig­keit (Paric­cā­ga). Füh­rung heißt, ande­re erfolg­reich zu machen. Wäh­rend unser Han­deln heu­te oft von der auf das Ego zen­trier­ten Fra­ge „Was habe ich davon, dass es die ande­ren und die Gemein­schaft gibt?“ gelei­tet wird, geht es viel­mehr um die ent­ge­gen­ge­setz­te Fra­ge­stel­lung: „Was hat die Gemein­schaft davon, dass es mich gibt?“
  4. Auf­rich­tig­keit (Ājja­va). Ver­trau­en ist das Fun­da­ment moder­ner Füh­rung. Frei­wil­lig und mit gan­zem Her­zen fol­gen wir nur, wem wir ver­trau­en. Und Ver­trau­en basiert neben Empa­thie und Logik ganz wesent­lich auf Authen­ti­zi­tät.
  5. Sanft­mü­tig­keit (Mad­da­va). Gute Füh­rung bedeu­tet, hoff­nungs­voll an sei­ne Arbeit zu gehen und Hoff­nung bei den Mit­ar­bei­tern zu wecken.
  6. Selbst­be­herr­schung (Tapa). Ego­ma­nen an der Spit­ze sind Gift für das Mit­ein­an­der. Eine Angst­kul­tur führt zwar zu Gehor­sam, unter­gräbt aber lang­fris­tig Selbst­dis­zi­plin und Kreativität.
  7. Nicht-Ärger (Akkod­ha). Füh­rung schafft Sicher­heit. Ver­trau­en und Koope­ra­ti­on gedei­hen am bes­ten in einem Kli­ma der psy­cho­lo­gi­schen Sicherheit.
  8. Gewalt­lo­sig­keit (Avi­him­sa). Füh­ren heißt weni­ger denn je anlei­ten und kon­trol­lie­ren, son­dern „dem Leben die­nen, Leben her­vor­lo­cken in den Men­schen, Leben wecken in den Mit­ar­bei­tern.“ (Anselm Grün)
  9. Nach­sich­tig­keit (Khan­ti). Wie ein guter Gärt­ner gestal­tet Füh­rung gedul­dig einen Rah­men, in dem das Leben sich ent­fal­ten kann. „Beharr­lich im Bemü­hen, beschei­den in der Erfolgs­er­war­tung“ (Götz W. Werner)
  10. Ver­träg­lich­keit (Avi­rodha­na). Füh­rung schätzt die Viel­falt und för­dert die Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on und Emer­genz. Sie behin­dert nicht den dadurch ent­ste­hen­den Fortschritt.

Auch nach über 2.000 Jah­ren eig­nen sich die­se zehn Tugen­den bes­tens als mora­li­sches Fun­da­ment für mensch­li­che Füh­rung.

Füh­rung ist Dienst­leis­tung – und kein Pri­vi­leg. Die Dienst­leis­tung für den Mit­ar­bei­ter besteht dar­in, ihm die Mög­lich­kei­ten zu bie­ten, sich selbst zu entwickeln.

Bodo Jans­sen in Impul­se 7. Okto­ber 2016


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