Ein Projektcoach macht Menschen im Projekt erfolgreich. Er ist Coach, Berater und Sparringspartner in einer Person; er agiert als graue Eminenz im Hintergrund. Sein Handwerkszeug sind in erster Linie Fragen: im Idealfall erkennt oder erarbeitet der Anwortende sich dabei die Lösung selbst. Die Themen sind so vielfältig wie die Menschen und ihre jeweiligen Rollen im Projekt: vom persönlichen Coaching des Projektleiters bis hin zum detaillierten Hinterfragen des Risikomanagements. In dieser Artikelserie erscheinen jede Woche fünf typische Fragen eines Projektcoaches zu einem ausgewählten Thema. Diese Fragen geben einen ersten Eindruck von Projektcoaching und regen an zum Nachdenken über das eigene Projekt und die eigene Rolle darin. Jeder Projektmanager kennt das Thema der Woche zur Genüge: Wie setzt man die viel zu knappe eigene Zeit am effektivsten ein?
Thema der Woche: Effektivität
Nur wer sich selbst führen kann, kann andere führen. Sagt man. Wirksame Führung setzt voraus, sich selbst zu kennen, mit den eigenen Glaubensätzen umgehen zu können, die knapp bemessene eigene Zeit richtig einteilen zu können, Ordnung zu schaffen und zu halten. Im Projekt spiegeln sich dann diese Fähigkeiten zum Selbstmanagement nur wider. So gesehen bekommt jeder Projektmanager das Projekt das er verdient.
Die eigenen Glaubenssätze bestimmen maßgeblich wie jemand seine Rolle als Projektmanager lebt (z.B. „Wenn Du es richtig machen willst, musst Du es selbst machen!“). Wenn Projektmanager über zu wenig Zeit klagen – und das tun sie fast immer – dann liegt das in der Regel nicht daran, dass sie ineffizient wären in dem was sie tun, sondern meist daran, dass sie nicht das Richtige tun.
Um die Frage beantworten zu können, was „richtig“ ist, möchte ich nochmals auf den Unternehmercoach Stefan Merath verweisen. Seine von Micheal E. Gerber übernommene Einteilung der Rollen in Fachkraft, Manager und Unternehmer und der damit einhergehende Rollenkonflikt trifft insbesondere auf Projektmanager zu: Fast alle waren vor nicht allzu langer Zeit exzellente Fachkräfte und konnten beim Wechsel in die Führungsrolle meist nicht alle Aufgaben der Fachkraft abstreifen. Oder wollten es (unbewusst) gar nicht.
Effektives Selbstmanagement beginnt also mit dem Hinterfragen der eigenen im Projekt wahrgenommenen Aufgaben. Anschließend müssen die Aufgaben einer Fachkraft konsequent zurückgegeben werden und eine sinnvolle Balance zwischen den optimierenden und verwaltenden Aufgaben des Management und den Führungsaufgaben des Unternehmers gefunden werden.
Do first things first, and second things not at all. (Peter F. Drucker)
Fünf Fragen zur Effektivität:
- Welcher Rolle (Fachkraft, Manager, Unternehmer) sind die eigenen Aufgaben jeweils zuzuordnen?
- Wie viel Zeit verbringen Sie mit inhaltlichen Aufgaben einer Fachkraft?
- Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie gar keine Aufgaben als Fachkraft mehr ausführten?
- Warum führen ausgerechnet Sie diese fachlichen Aufgaben aus? Wem könnten Sie diese zurückgeben?
- Für welche wichtigen Aufgaben haben Sie regelmäßig zu wenig Zeit?
Natürlich sind diese Fragen nur der Einstieg ins Projektcoaching. Ein erfahrener Projektcoach wird anhand der Antworten vertiefende Fragen stellen und so die Antworten nach und nach schärfer herausarbeiten.
Vorangegangene Teile der Serie Projektcoaching
- Projektcoaching (01): Nutzen erkennen
- Projektcoaching (02): Kommunikation
- Projektcoaching (03): Ziele
- Projektcoaching (04): Rollen
- Projektcoaching (05): Risiken
- Projektcoaching (06): Lieferergebnisse
- Projektcoaching (07): Projektstart
- Projektcoaching (08): Sinn stiften
- Projektcoaching (09): Planung
- Projektcoaching (10): Marketing
- Projektcoaching (11): Änderungsmanagement
- Projektcoaching (12): Besprechungen
- Projektcoaching (13): Berichtswesen
- Projektcoaching (14): Meilensteine
- Projektcoaching (15): Führungsrolle
- Projektcoaching (16): Glaubenssätze
Bildnachweis
Das Artikelbild wurde von Max Braun unter dem Titel „Ordnung“ auf Flickr veröffentlicht (Bestimmte Rechte vorbehalten).