Projektcoaching (23): Arbeit verteilen

Mit die­sen Foli­en kann ich mor­gen nie und nim­mer in den Len­kungs­kreis. Also wie­der eine Nacht­schicht und doch selbst Hand anle­gen. Wie immer. Hät­te ich mir doch bloss schon frü­her die Foli­en zei­gen las­sen. Eigent­lich hat­te ich ja ver­ein­bart, dass alles bis Frei­tag Mit­tag fer­tig sein muss. Und dann nichts mehr gehört. Am Frei­tag hat­te ich dann aber abso­lut kei­ne Zeit um nach den Foli­en zu fra­gen. Ich bin ein­fach davon aus­ge­gan­gen, dass alles fer­tig ist. Und jetzt ist schon Diens­tag. Und mor­gen der Len­kungs­kreis. Und der Foli­en­satz eine ein­zi­ge Bau­stel­le. Das hat frü­her als Fach­kraft ohne Füh­rungs­auf­ga­ben alles so ein­fach aus­ge­se­hen: Mana­ger ver­tei­len die Arbeit und war­ten bis sie erle­digt ist. Dass ich nicht lache!

Erfolg­rei­che Ver­tei­lung von Arbeits­auf­trä­gen stützt sich zunächst auf die rich­ti­gen Glau­bens­sät­ze. Solan­ge die Füh­rungs­kraft der Mei­nung ist, dass nur sie selbst die Auf­ga­be opti­mal erle­di­gen kann, wird es ihr immer schwer fal­len, Arbeit in der rich­ti­gen Wei­se an die Mit­ar­bei­ter zu ver­ge­ben. Eine Fal­le in die ehe­ma­li­ge Fach­kräf­te ger­ne in ihren ers­ten Füh­rungs­auf­ga­ben tap­pen. Der ers­te Schritt heißt also Los­las­sen und Ver­trau­en. Auch und gera­de dann, wenn die Mit­ar­bei­ter zunächst für die Auf­ga­be tat­säch­lich län­ger brau­chen oder die Ergeb­nis­se der einen oder ande­ren Nach­ar­beit bedür­fen. Die Füh­rungs­auf­ga­be ist es schließ­lich, die eige­nen Mit­ar­bei­ter erfolg­reich zu machen. Ger­ne auch bes­ser und erfolg­rei­cher als man selbst.

Ver­trau­en. Das sagt sich so ein­fach. Genau das war ja das Pro­blem. Mit den Foli­en für den Len­kungs­kreis habe ich mich auch auf mei­ne Mit­ar­bei­ter ver­las­sen. Und jetzt? Nacht­schicht. Wie soll ich mei­nen Mit­ar­bei­tern ver­trau­en, wenn sie mich so im Stich las­sen? Ich kann doch nicht jeden Schritt kon­trol­lie­ren, bloß damit ich früh­zei­tig bemer­ke, dass etwas nicht rich­tig läuft. Dann kann ich es ja gleich selbst machen.

Mit einem klei­nen Trick läßt sich Ver­trau­en in die Mit­ar­bei­ter kom­bi­nie­ren mit dem berech­tig­ten Bedürf­nis der Füh­rungs­kraft bei Pro­ble­men früh­zei­tig ein­be­zo­gen zu wer­den. Anstatt als Füh­rungs­kraft dem eige­nen Kon­troll­zwang frei­en Lauf zu las­sen und stän­dig nach­zu­fra­gen, ver­knüpft man mit der über­tra­ge­nen Auf­ga­be den akti­ven Bericht des Mit­ar­bei­ters über die Fer­tig­stel­lung. Je nach Kom­ple­xi­tät der Auf­ga­be und Fer­tig­keit des Mit­ar­bei­ters, kön­nen auch Berich­te über Zwi­schen­er­geb­nis­se ver­ein­bart wer­den. Wich­tig ist, dass die Berich­te als essen­ti­el­ler Teil der Auf­ga­be ver­stan­den wer­den und nicht als läs­ti­ge und unwich­ti­ge zusätz­li­che Auf­ga­be. Der Grund­satz muss lau­ten: Arbeit von deren Erle­di­gung kei­ner erfährt ist nicht erle­digt. Die Ver­ant­wor­tung für den Bericht liegt beim Mit­ar­bei­ter. (Ver­glei­che auch den ent­spre­chen­den Pod­cast auf manager-tools.com)

Die Auf­ga­be „Bit­te die Foli­en für den Len­kungs­kreis bis Frei­tag Mit­tag anfer­ti­gen …“ wird bei­spiels­wei­se ergänzt mit

  • … und mit mir am Frei­tag Nach­mit­tag einen Ter­min zur Durch­spra­che ver­ein­ba­ren.“ oder  mit 
  • … und mir am Frei­tag schi­cken.“ oder mit
  • … mir am Mitt­woch einen Zwi­schen­stand schi­cken und am Frei­tag in der Rück­spra­che vorlegen.“

Vorangegangene Teile der Serie Projektcoaching

Bildnachweis

Das Arti­kel­bild wur­de von Paul Bak­er unter dem Titel „Che­cke­red flag – got­ta have one“ auf Flickr unter eine Crea­ti­ve Com­mons Lizenz (CC BY-SA 2.0) ver­öf­fent­licht (Bestimm­te Rech­te vor­be­hal­ten).



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